Ursula Maria Probst
Körper als Protest
Albertina, Wien, 5.9. – 2.12.2012
In Zeiten von Perfektions-, Schönheits- und Jungendwahn, in welchen sogar radikale Performerinnen wie Marina Abramovic sich der Schönheitschirurgie unterziehen, gelangt durch unperfekte Körper in der Kunst eine Verletzlichkeit und Brüchigkeit zum Ausdruck, die sich gesellschaftlichen Konventionen widersetzt. In der minimalistisch gestalteten Fotografie-Ausstellung „Körper als Protest“ werden mit John Coplans, Hannah Villiger, Robert Mapplethorpe, Bruce Nauman, Ketty La Rocca, Miyako Ishiuchi, Hannah Willke und Vito Acconci acht Künstlerpositionen einander gegenüber gestellt, die meist durch den Einsatz ihres eigenen Körpers künstlerische Praktiken des Protests gegen herrschende gesellschaftliche Normen oder Ideale artikulieren und visualisieren. Es ist eine Ausstellung, die polarisiert und laut Kurator Walter Moser bewusst den Wiener Aktionismus ausklammert.
Als Herausgeber des Magazins Artforum, Kunstkritiker und Direktor des Akron Art Museums war der 2003 verstorbene John Coplans in den Diskurs rund um Themen der Selbstinszenierung, Konzeptfotografie, Feminismus und „body language“ und deren Analyse unmittelbar involviert. Im Alter von 64 Jahren begann er, in großformatigen, seriellen Bildern seinen eigenen nackten Körper und dessen Alterungsprozess über fast 20 Jahre nach kunsthistorischen Ikonografien, weiblichen Akten oder in absurden Posen zu inszenieren. In seiner alle Poren durchdringenden Wiedergabe des körperlichen Verfalls kommt es durch Fragmentierungen und extreme Nahsichten in den Fotografien „Frieze No. 6“ (1994), „Self Portrait (Hands)“ (1988), „Self Portrait Interlocking Fingers No. 6“ (1999) oder „Interlocking Fingers No. 17“ (2000) zu grotesken Verfremdungen und Abstraktionen. Meist sind in seinen konzeptuellen Fotografien Rückansichten, Beine oder zusammengeballte Finger zu sehen, wird der Körper zum plastischen Material. Während…