Kopien, Copyright und das Kunstmuseum
von Martha Buskirk
Im Allgemeinen besteht eine der Hauptaufgaben des Kunstmuseums in der Bewahrung und Ausstellung von Originalen. Trotzdem sind Reproduktionen immer schon ein Teil des Ganzen, man denke etwa an die Kopien-Sammlungen des 19. Jahrhunderts oder die glänzenden Souvenirläden, die sich heute mit dem modernen Museumserlebnis verbinden. Im 19. Jahrhundert waren die Museumsgalerien voll mit Kopien und Kopisten und der institutionelle Anteil an der Bereitstellung von Ausstellungsobjekten umfasste sowohl die Herstellung als auch die Ausstellung von Gipsabgüssen. In jüngster Zeit sind Kopien im Galerienkontext vor allem ein Ergebnis unterschiedlicher künstlerischer Appropriationspraktiken. Die Museen beschäftigen sich indessen zunehmend mit den urheberrechtlichen Implikationen ihrer Rolle in einer Kultur, die durch die Replikation und Zirkulation von Bildern bestimmt wird.
Es ist auffällig, wie intensiv Gipsabgüsse im 19. Jahrhundert gesammelt wurden und wie entschieden sie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aus der Mode kamen.
Für Walter Benjamin waren der Ausstellungswert und der Reproduktionseffekt keineswegs gleichwertig, doch stellte er beiden den Kultwert gegenüber und machte sie gemeinsam dafür verantwortlich, das Kunstwerk aus dem Gewebe der Überlieferung herauszulösen. Und nachdem die großen Meisterwerke versammelt und in André Malrauxs imaginärem Museum der fotografischen Bilder zum Vergleich gegeneinandergehalten werden konnten, gab es wohl keine Notwendigkeit mehr für die physische Ausstellung von Gipsabgüssen – ungeachtet dessen, dass sich die beiden Traditionen in den frühen stereoskopischen Bildern von Abgusssammlungen überlagern. Es ist auffällig, wie intensiv Gipsabgüsse im 19. Jahrhundert gesammelt wurden und wie entschieden sie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aus der Mode…