Tom Früchtl
Konzeptkunst darf auch schön sein
Ein Gespräch mit Jolanda Drexler
Wollte heute einer die Kunstwelt mit simplen Readymades erobern, wäre man wohl etwas verwundert über solch ein anachronistisches Unterfangen. Nicht so bei Tom Früchtl, der das Readymade durch reproduzierende Übermalung quasi potenziert und zugleich in ein minimalistisches Gemälde transformiert.
Tom Früchtl (*1966), der an der Münchner Kunstakademie studierte und inzwischen in Berlin lebt, wurde entscheidend geprägt von Elaine Sturtevant, die als Vorläuferin der Appropriation Art das Dogma der künstlerischen Originalität aushebeln wollte. Seine Arbeiten erschließen sich auf drei Ebenen:
1.Auf den ersten Blick sieht der Betrachter ein schlichtes Readymade.
2. Bei näherer Betrachtung nimmt er eine minimalistische Bemalung des Objet trouvé wahr, und zwar als imitierende bzw. akzentuierende Übermalung der Oberfläche (hierzu fallen in einschlägigen Besprechungen Schlagwörter wie Illusionismus, Trompe-l’Oeil, Camouflage).
3. Damit werden elementare kunsttheoretische Denkprozesse in Gang gesetzt. Nach M. Fuchs verarbeitet Früchtl „die großen Themen der konzeptuellen und minimalistischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre – das Verhältnis nämlich zwischen Bild, Objekt und seinem Abbild, zwischen Illusion und Realität, zwischen Massenprodukt und Original“.
Man könnte zusammenfassend von einer Tautologie in Früchtls Kunstkonzept sprechen: Der Gebrauchsgegenstand selbst wird in ein Bild verwandelt, das wiederum den Gegenstand in minimalistischem Vorgehen kopiert und somit nur auf sich selbst verweist. Aber gerade diese Verdopplung oder Intensivierung der Oberfläche erweist sich als Paradox, weil sie zugleich auch deren Verhüllung, nachgerade deren Zerstörung bedeutet.
In Analogie zu den von Francis M. Naumann vorgenommenen Klassifizierungen (1999) Duchamp‘scher Readymades und Boris Groys‘ Begriff des „simulierten Readymades“, den er auf die von…