Konvergenz von Musik und Malerei
Über den Einfluß von Rock and Roll auf die Kunst
Die Verwandtschaft zwischen Musik und Malerei gehört zu den ältesten innerhalb der Künste – solche Affinität ist eine von zunehmender Konvergenz, wie Adorno feststellte. Belege dafür sind die Rede von Klangfarbe und Lautmalerei; vor allem gilt das bildnerische Werk dann als gelungen, wenn es neben dem Auge auch das Gehör anspricht. Seit Musik notiert wird, erinnert das Notenbild, die Partitur, an die ursprüngliche Einheit der Künste, wie es sie in den frühen Ritualen einmal gab. Manifest wird diese konvergierende Verwandtschaft zwischen Musik und Malerei spätestens mit der Betitelung von expressionistischen Bildern als “Komposition” (Kandinsky und andere), schließlich mit der Umsetzung von Musik in Graphik (Cage), wo das Sichtbare als unspielbar-unhörbar der einzige Ausdruck der Musik bleibt.
Dieses ist aber nur die halbe Geschichte der angesprochenen Konvergenz – und vermutlich führt sie strenger noch zum Ritualhaften als ehedem: daß Stockhausen und Cage ihren buddhistischen Spleen haben und auch ihre Anhänger in der Rezeption deren Musik gerne mystisch verklären, dürfte zumindest ideologisch ebenso unheilvoll sein wie Wagners Gesamtkunstwerk- idee. Eben diese Gesamtkunstwerk- idee, in die ja ebenso etwas von konvergierender Musik-Malerei eingeht, ist die zweite Hälfte der Geschichte: von dieser Idee führt, abzüglich der schlechten Wagner-Emphase, eine Linie zur Vernetzung von Musik und Malerei, die uns heute die geläufigste ist, weil sie keinen abstrakten-künstlerischen Ursprung hat, sondern den ökonomischen Verkehrsformen von Kunst im Kapitalismus entspringt: mit jedem Albumcover, gleich ob es zeitgeisttreffend von Andy Warhol (Velvet Underground, Rolling Stones’ Sticky…