Kontext Kunst
Ein Jahr nach der Ausstellung »Kontext Kunst« in Graz kommt nun der Katalog zur Ausstellung und zwar ziemlich gewaltig: 617 Seiten lang, 3665 Gramm schwer!
Schon der gewichtige Anspruch des Kurators Peter Weibel, den Schluß- akzent des 20. Jahrhunderts zu labeln, greift hoch, vergreift sich im Ton. Wer glaubt noch Meistererzählungen von gültigen Kunstströmungen und entsprechenden Ismen? Haben wir nicht gerade durch Kontextualisierung gelernt, ihre Ideologien bloßzulegen?
Allerdings zeigt dieser Katalog die Gefahren auf, wie Kunst, die ihren Kontext thematisiert, u.U. politisiert oder die sogar interveniert, wieder ganz konsequent in die sozial unwirksame Musealität reintegriert werden kann. Vielleicht wurde, die Differenz zwischen Setzung und Interpretation negierend, zu kategorisch eine unzeitgemäße Behauptung aufgestellt. Hier droht den auf eine stilisierte Verfahrensweise reduzierten KünstlerInnen die apriorisch historische Absegnung und entschärfende Unterordnung unter eine Kunstrichtung: der “erste Versuch, eine Position für die Kunst der 90er Jahre zu bestimmen”. In diesem totalitären Anspruch zeigt sich unter der Federführung von Peter Weibel die bereits von Walter Benjamin benannte institutionelle Assimilierung.
Es liegt auf der Hand, daß in einer Institution ausgestellte Kunst ihr subversives Potential verloren hat, sofern sie nicht zumindest versucht, die institutionell gesetzten Grenzen zu perforieren. Die hinlänglich musealisierte, selbstreflexive Geste der historischen Konzeptkunst reicht dazu nicht (mehr) aus. Deshalb müßte sich die Kunstpraxis gegen ihre Präsentation richten und sie grundsätzlich in Frage stellen. Sonst muß angenommen werden, daß es dieser Gruppierung von Kunst nur darum geht, eine institutionelle Bewegung zu konstruieren, die mit Hilfe ihres eigenen Kontexts eine historische Position beansprucht. Diese Annahme bestätigt sich durch…