Michael Hübl
Konsequenz im Westsauerland
Das neue Museum und die Städtische Galerie in Lüdenscheid
Corporate Identity – das Schlagwort aus dem Wörterbuch wirtschaftlicher Schlagkraft – ist inzwischen auch zur Zauberformel bundesdeutscher Kommunen geworden. Seit sich die Überzeugung durchgesetzt hat, daß die Industrie nicht ausschließlich billiges Bauland und günstige Straßenanschlüsse als Standortvorteil ansieht1, sondern das kulturelle Angebot und Niveau einer Stadt in ihr Kalkül miteinbezieht, geht es um das Unverwechselbare.
Das beste Beispiel bietet Buchen. Zwar meint der sogenannte Volksmund gemeinhin, “Vor Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen”, doch wem wäre die Kleinstadt am Rande des Odenwalds wohl ein Begriff, hätte nicht der Erfolgsmaler Anselm Kiefer dort die Produktionsstätte seiner Kunst eingerichtet. Sicher, der 14 000-Einwohner-Ort hat neben einer 1971 entdeckten Tropfsteinhöhle sogar zwei Bauwerke von Egon Eiermann vorzuweisen: Der Architekt der (neuen)Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hat in der Heimatstadt seines Vaters, des Lokomotiv-Konstrukteurs Wilhelm Eiermann, zwischen 1946 und 1948 eine Siedlung und rund zwanzig Jahre später den Erweiterungsbau des Hotels Prinz Carl gebaut. Aber allen Anbindungen an die neuere Baugeschichte zum Trotz – wer Buchen sucht, stößt irgendwann auf die Bemerkung: “Das liegt doch in Badisch-Sibirien”. Da kommt denn ein Gerücht wie das, Anselm Kiefer wolle in Buchen einen “Kunstpark” einrichten, gerade recht und wird rasch, weil werbewirksam via Agentur verbreitet – sehr zum Unwillen des Meisters, der – so erklärt sein Sekretariat – noch gar nicht sicher ist, ob er in Buchen bleiben oder sein Atelier nicht doch lieber in eine ehemalige Göttinger Lokhalle verlegen will.
Es gibt indes Schlimmeres. Etwa wenn eine kleine…