Susanne Düchting
Konkret mehr Raum!
Kunsthalle Osnabrück, Kulturgeschichtliches Museum, Felix-Nussbaum-Haus, Heger Tor, Osnabrück, 14.6. – 13.9.2015
Osnabrück, abseits der großen Kunstzentren gelegen, gerät mit der aktuellen Ausstellung in den Fokus eines überregionalen Publikums. Am Geburtsort von Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899-1962), genannt „VG“, der als Künstler, Typograf, Theater- und Bühnenmaler, Möbeldesigner, Innenarchitekt und Dozent an der HfG Ulm zu den wichtigen Vertretern der Moderne zählt, sind 18 internationale Positionen zu sehen, die Konkrete Kunst in verschiedene Richtungen erweitern. An vier Standorten bildet die Ausstellung, zusammengestellt von Julia Draganović, Elisabeth Lumme und Valerie Schwindt-Kleveman, einen inspirierenden Resonanzraum.
Die Kunsthalle, ein Konglomerat aus verschiedenen Baustilen, ist prädestiniert für ortsspezifische Arbeiten. „The Gildewart Line“ von Pedro Cabrita Reis betont den Baukörper der ehem. Dominikanerkirche und lenkt den Blick in Richtung des Geburtshauses von „VG“ – es ist die deutlichste und zugleich subtilste Hommage an diesen. Die direkte Auseinandersetzung mit Architekturelementen unternimmt z.b. Dominique Jézéquel mit „Horizontal rouge rose“, indem er die verglaste Eingangstür als Träger und Rahmen für seine digitale Malerei nutzt, so dass eine Interaktion der Farben untereinander sowie mit der Umgebung stattfindet. Konstruktion und (In)Stabilität sind Themen der Arbeit „C.3.1.3“ von Vincent Ganivet im Innenhof des Kreuzgangs. Mit der 5m hohen Skulptur aus sich schneidenden Bögen zitiert der Künstler vergangene Bauweisen, die Formensprache der Macht sowie mit den Fertigbausteinen die industrielle Formgebung, aber er konterkariert dies, indem er das Einstürzen als Teil des ästhetischen Konzepts präzise kalkuliert. Baptiste Debombourgs „Distortion: a geometric aberration“ ist eine ortsspezifische Intervention: Holzkonstruktionen vorhandener Elemente in unterschiedlichen Neigungswinkeln bringen den Raum…