Reinhard Ermen
Komplexe Bilder?
»Slow Paintings«
Museum Morsbroich Leverkusen, 24.11.2009 – 7.2.2010
Ert“ von Tomma Abts ist 48 x 38 cm groß und entstand 2003. Die Farben, irgendwo zwischen Grün und Beige, schimmern in einem sanften Eigenlicht, sie werden von einer ornamentalen Konstruktion gehaltenen, die ein wenig so aussieht wie ein (verrutschtes) gotisches Maßwerkfenster. Zu sehen sind darüber hinaus perfekte Oberflächen, in die der langwierige Malprozess seine schönen Wunden eingegraben hat, die Betrachter folgen diesen Spuren. Das Relief ist aus Zeitschichten gebaut, diskrete Schatten machen Versprechen über dessen Konkretheit hinaus. Mehr als acht solcher Bilder schafft Tomma Abts im Jahr nicht. „Ich hätte nichts dagegen, wenn ich schneller wäre“, sagt sie 2006 im Vorfeld des Turner-Preises, zu Sarah Thornton: „Manchmal brauche ich für ein Bild fünf Jahre, manchmal zwei. Kürzlich bin ich mit einem fertig geworden, das ich vor zehn Jahren angefangen habe.“ Einher mit der skrupulösen Sorgfalt geht eine ungeheure Konzentrationskraft, die an die Betrachter als eine gleichsam naturgegebene Magie weiter gegeben wird. Ohne Absicht formuliert dieser kleinformatige Einzelgänger einen Kontrapunkt gegen die rasenden Bilderfluten. „Ert“ ist ein langsames Bild!
Meilenweit davon entfernt, aber wahlverwandt, was den (stillen) Protest gegen die Eile angeht, sind Reinhard Muchas Bildobjekte. Die aufwendig präsentierten Bodenproben und Erinnerungshilfen werden in grauem Nadelfilz aufgewärmt, hinter Glas entrückt und in seltsamen Materialbegegnungen sortiert, zäh tropft die Zeit am Gewesenen ab, das Aufgehobene und Gefundene erscheint wie eingeweckt. „Slow Paintings“ sind diese „Dispositive“ (frei nach Lyotard und über dessen Kopf hinweg, – danke Heinz Knobeloch) nicht, Mucha fällt aus…