Jürgen Raap
Köln ohne Kier
Ein in der deutschen Museumslandschaft bislang wohl einmaliges Mißtrauensvotum erlaubten sich die Direktoren der Kölner Museen gegenüber ihrer Generaldirektorin Prof. Hiltrud Kier und erzwangen damit deren Entpflichtung. Innerhalb des Kulturdezernats wird Frau Kier sich fortan um wissenschaftliche Aufgaben kümmern, ihr bisheriges Amt wird von Kulturdezernent Peter Nestler (SPD) bis zu dessen Pensionierung im Frühjahr 1994 kommissarisch verwaltet. Mit dieser Entscheidung hatte Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier einen Schlußstrich unter ein museales Sommertheater gezogen, das für Köln leicht zu einer bundesweiten Blamage hätte führen können, wie einige Kulturpolitiker vor allem in der lokalen CDU befürchteten.Nach einer dreistündigen Konferenz beschlossen die acht Institutsleiter im Juli, die Generalin nicht mehr als ihre unmittelbare Vorgesetzte akzeptieren zu wollen. U.a. wurde ihr ein allzu dirigistischer Führungsstil vorgeworfen; so habe sie sich in die Leihpolitik von Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig eingemischt und dabei ihre Kompetenzen überschritten. »Mit Befremden« nahm auch Hansgerd Hellenkemper zur Kenntnis, daß Frau Kier für sein Römisch-Germanisches Museum »ein Ausstellungsprogramm entwickelt« hätte. Größte Empörung hatte die streitbare Museumschefin schon Wochen vorher ausgelöst, als sie Rainer Budde, Leiter des Wallraf-Richartz-Museums, wegen »Inaktivität« nicht nur intern zu maßregeln versuchte, sondern die Angelegenheit öffentlich machte. Ungeschickte Interviews und Eröffnungsreden Kiers hatte auch Buddes Kollege Werner Schäfke vom Stadtmuseum als »mich persönlich verletzend und beleidigend empfunden«. Durch vorschnelle Äusserungen zur Museumspolitik hatte sie sich zudem bei den Kulturpolitikern im Rathaus in den letzten Monaten mehrfach wenn nicht zwischen alle, so doch zwischen ziemlich viele Stühle gesetzt (»Kunstforum« berichtete). In ausführlichen Briefen, die auszugsweise vom »Kölner Stadtanzeiger« veröffentlicht…