KÖNIGSKLASSE IV
Laib | Warhol | Flavin | Rainer | Basquiat
Schloss Herrenchiemsee 18.05 – 03.10.2018
von Amine Haase
Kunst in der Sommerfrische. So könnte man das Projekt der Münchner Pinakothek der Moderne nennen. Die schickt Teile ihrer Sammlung, ergänzt durch passende Leihgaben von Mitte Mai bis Anfang Oktober auf die Insel Herrenchiemsee. Dort sind die auserwählten Arbeiten in dem nie vollendeten Flügel von Schloss Herrenchiemsee zu sehen. Jeder Künstler hat einen Raum für sich in der großräumigen Enfilade. Und dadurch, dass die Wände Backstein-roh geblieben sind, ist der zeitgenössische Charakter der Ausstellung gewahrt, was in der märchenhaften Umgebung nicht selbstverständlich ist. Nur der Titel Königsklasse weist auf Ludwig II. hin, der sich ab 1878 auf der Insel im Chiemsee ein bayerisches Versailles bauen ließ. Dieser Traum des Wittelsbacher blieb unvollendet – im Unterschied zu den rund zweihundert Kilometer weiter westlich gelegenen Schlössern Neuschwanstein und Linderhof. Dennoch ist der zentrale, vollendete, Bau so prachtvoll, wie es Ludwigs Anspruch geziemt. Die Herrenchiemsee’er Spiegelgalerie ist sogar ein paar Meter länger als die des Sonnenkönigs in Versailles. Aber Ludwigs Schloss sollte keine Konkurrenz für das zweihundert Jahre zuvor entstandene Schloss Ludwigs XIV. sein, sondern eine Hommage an die Bourbonen-Könige.
Königsklasse also, inzwischen die Nummer IV und mit Werken von Dan Flavin bis Andy Warhol, Louis Soutter bis Hans-Jörg Georgi international und originell besetzt. Elf Räume fügen sich zu einem sommerlich leichten Reigen, der Einblick in die Wertebeständigkeit der bayerischen Kunstsammlungen gibt. Beruhigend könnte man die Bilanz nennen. So wohlgestaltet und gutduftend wie die zwei Pyramiden aus Bienenwachs,…