Stephan Berg
»Klopfe nur, wenn du die Richtige bist«
Die Seh(n)süchte des Johannes Muggenthaler
Yes I’m very well, Thank you not at all.” Dieses Zitat aus Jean Luc Godards Kultfilm “Alphaville”, das Johannes Muggenthaler den Bemerkungen zu seinem neuesten Projekt “Romantik der Zukunft” vorangestellt hat, klingt nach einem Aperçu und charakterisiert doch auch knapp gefaßt die (geistige) Situation des Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Damit bildet es die Basis, von der aus Muggenthalers Werk operiert. Der floskelhaften Versicherung, wie gut es einem geht, folgt dabei im gleichen Atemzug die Verneinung. Hinter der scheinbar intakten Fassade lauert nachttiefe Verzweiflung. Das Schaudern, das Pascal einst vor dem Schweigen der unendlichen Räume empfand, antizipierte die Idee eines grundsätzlich (sinn)leeren Kosmos, der dem “21st Century Schizoid Man” (King Crimson) zur unumstößlichen Gewißheit geworden ist. Dennoch bleibt der kosmische Raum, vielleicht gerade aufgrund seiner strukturellen Leere, “das ideale Betätigungsfeld für die unstillbare Sehnsucht des Menschen, Unerreichbares erreichen zu wollen”1. Der Kosmos ist die Projektionsfläche, die eben, weil sie unbesetzt ist, jede Projektion erlaubt. Zum Beispiel die Konstruktion einer paradiesischen Zukunft, die heute um so nötiger erscheint, weil der Zugang zur paradiesischen Vergangenheit endgültig versperrt ist. In diesem Sinn heißt es in Muggenthalers Theaterstück “Der Mann, der nicht nach Hause wollte”: “Vorwärts! Das Raumschiff wartet! Den Sternen entgegen! Fragen! Forschen! Das Paradies ist eine zu naive Antwort für einen Mann wie mich.”2 Damit formuliert der Autor eine zentrale Konfliktsituation heutigen menschlichen Bewußtseins, die den fatalistisch paradoxen Satz aus Godards “Alphaville” aus einer anderen Perspektive wieder aufgreift.
Ausgeliefert an die…