Kleinlercher/Nestler: Überwachung
Mit der Überwachung öffentlicher Räume durch Videokameras zwecks Absicherung bestimmter ökonomischer Interessen beschäftigen sich auch die beiden österreichischen Künstler Toni Kleinlercher und Gerald Nestler. Ihr Konzept “resource.future” umfasst die vier Projekte “Portraits”, “surfaliens”, “office” und “sexy curves”. Zu ihrer audiovisuellen Installation “surfaliens” notieren sie: “Überwachung verlässt tendenziell den Staat und wird Teil der Privatindustrie. Die Ab grenzung gesellschaftlicher Klassen wird immer mehr durch Selbstüberwachung erreicht … Überwachung mit einem ,Zweitnutzen’ als massenmediale Unterhaltung des observierten Publikums”. Der mediale Raum ersetzt den öffentlichen Raum – der Platz ist überall.”1 Man kennt das von den Videokameras her, die im Schaufenster von Radio-Geschäften stehen und die vorübergehenden Passanten auf einem Bildschirm zeigen: “Och, guck mal, das sind ja wir”.
In diesem Zusammenhang betrachten die beiden Künstler “‘Wirtschaft’ als das soziale, ästhetische System unserer Kultur”. Sie befragen in ihren Projekten die “Tendenzen, die in ihrer marktgemäßen Anwendung ununterbrochen Unmengen von Ästhetizismen hervorbringen und sofort durch neue ersetzen”, die “bis in die intimen Lebensbereiche der einzelnen Menschen hineinreichen”. Deshalb stellen in ihrem Projektteil “sexy curves” Kleinlercher/Nestler Börsenkurven den “Lebensbildern in Form von Kardiogrammen” gegenüber.
“Marktwirtschaft” gelte inzwischen als Synonym für den “politischen Begriff ,Demokratie'”, und demzufolge sind die öffentlichen Foren in der post-modernen Polis nur noch reine Marktplätze mit kanalisierter Volksbelustigung, aber keine Orte, in denen der Herrscher oder der Millionär freimütig mit dem Bettler kommuniziert oder mit einem Philosophen, der in selbstgewählter Askese dort in einer Tonne haust. “Freier Handel ist nicht dasselbe wie ein freies Leben”. Konkret vermag sich diese Aussage auf die aktuellen…