Ingrid Rein
Klaus vom Bruch
Galerie Schneider, Konstanz 12.9.-31.10.1986
Prägen Sie sich die Hausnummer gut ein. Denn nichts und niemand in dieser ruhigen, entlegenen Gartenstraße über dem Bodensee wird Sie zur Galerie weisen. Nicht mal ein Schild an der Eingangstür. Warum auch? Die Anziehungskraft muß eben vom Programm ausgehen, was heißt, vom Anspruch und nicht von der Bereitschaft zum Kompromiß. Gezeigt wurden im Rahmen dieser Konzeption während der fünfjährigen Tätigkeit Dieter Krieg, Jürgen Klauke, Thomas Wachweger. Ina Barfuss, Astrid Klein, Rudolf Bonvic, Harald Müller, Thomas Ruff.
Auch Klaus vom Bruchs Videoinstallationen sind alles andere als Schonkost für die Diaspora. Zumal sich Bruch in den drei Arbeiten nachdrücklich von der Unterhaltungsebene der Videokunst, von Art Clip und kleinem Fernsehspiel, distanziert. Statt dessen wird schon in der formalen Gestaltung der Videoskulpturen der technische Charakter des Mediums hervorgehoben, konsequenter als sich das dem Laien zunächst mitteilt. Was ihm wie eine rein ästhetische Plazierung der Objekte im Raum erscheinen mag, wie eine formale Entscheidung innerhalb eines plastischen Konzepts, ist zumeist technisch bedingt. Damit stößt Bruch für den Fachmann möglicherweise an die prekäre Grenze zum technischen Design, dessen brillante High-Tech-Ästhetik ja auch in seinem “Azimut”-Band durch eine Satelliten-Antenne ins Spiel gebracht wird.
Diese technische Basis ist sicher kein unerheblicher, aber ebensowenig der entscheidende Aspekt. Denn selbst wer sich wie ich, ignorant gegenüber elektromagnetischen Vorgängen, nur von der Kunst her annähert, steht nicht auf verlorenem Posten. Man kann ruhig die Spur zu Lissitzky, zu seinem “Podium für Lenin” (1924), auf die einen das Monitorträgergerüst des “Großen” und “Kleinen Skeletts” setzt,…