Matthias Reichelt
Klaus Theuerkauf
Die deformierte Kreatur – Rectospektive 1980–2011
Freies Museum Berlin, 9.1. – 6.2.2011
Eine Galerie nach der anderen zieht aus dem turbo-sanierten Ostteil Berlins in den alten Westen um. In der Potsdamer Straße in Tiergarten haben sich einige von ihnen angesiedelt und der Trend hält an. Dort existiert seit 2009 das „Freie Museum“, das unter der Leitung von Marianne Wagner und Judith Schmutzer interessante internationale Gruppenausstellungen und auch Einzelausstellungen auf drei großen Hinterhofetagen organisiert. Kürzlich war dort eine „Rectospektive“ auf das dreißigjährige Werk von Klaus Theuerkauf möglich. Der Begriff ist eine bewusste Modifizierung von Retrospektive durch Theuerkauf und bedeutet soviel wie die Begutachtung des Verdauten und Ausgeschiedenen, um Rückschlüsse auf das Vergangene und Konsumierte zu ziehen. Die Kunst als eine lebensnotwendige Entäußerung von verarbeiteter Wirklichkeit. Er war 1980 Mitbegründer des Künstlerkollektivs endart, das sich 1988 mit einer Todesanzeige im Tagesspiegel abmeldete, um dann doch noch bis zur großen Retrospektive im Kunstamt Kreuzberg 1994 weiterzumachen. Für die erste und extrem materialreiche Retrospektive ist Theuerkauf in die Katakomben der Oranienstraße 36 gestiegen und hat Malerei, Objekte, Fotografien aus den drei zurückliegenden Jahrzehnten zutage befördert. Im Wesentlichen zeigte die Ausstellung Werke von Theuerkauf und versammelte auf einer Etage konzentriert die Arbeiten aus seinen Kooperationen mit Blalla W. Hallmann, Funny van Dannen und den früheren endart-Mitgliedern Ralph Arens, Peter Meseck, Gert Lüer u.a. Theuerkauf besitzt eine unbändige Passion für das Zeichnen und Malen und fabriziert darüber hinaus Objektkästen und Skulpturen aus Alltagsmaterialen und Abfall. Seine Themen und Figuren findet er in seiner unmittelbaren…