Klaus-Martin Treder
Klaus-Martin Treder lässt es tropfen, wie schon der Titel „Super Sensitive Drops“ andeutet, den über hundert Bilder aus den letzten Jahren tragen. Auch wenn es sich um keine stringente Serie handelt, ziehen sich Gemeinsamkeiten durch. Lineare Gefüge oder rhomboide Formen stehen neben flächigen Farbschüttungen und -verteilungen, in die kleine Elemente wie Haare oder Plastikverschlüsse von Getränkeverpackungen hineingearbeitet oder, in Bezug auf den Titel besser gesagt, hineingefallen sind. Applikationen, die plastisch stärker hervortreten, sind in der Regel keine „Fremdobjekte“, sondern Streifen oder Klumpen aus getrockneter Farbe, die am Bild befestigt sind und von ihm herabhängen.
Treder kombiniert und vermischt Stile und Techniken auf eine Weise, die in der klassischen Abstraktion undenkbar gewesen wären. Hier sollte der Betrachter unmittelbar nachvollziehen können, was er sah: entweder die objektiven Gesetzmäßigkeiten eines formalen Systems, wie in der konkreten Kunst oder der Minimal Art. Oder den spontanen gestischen Ausdruck, indem sich der Seelenzustand des Malers vermeintlich unmittelbar ausdrückte.
Transparenz und Unmittelbarkeit sind Treder gleichermaßen fremd. Der Entstehungsvorgang seiner Bilder scheint zwar auf den ersten Blick visuell nachvollziehbar, aber erfolgt oft völlig anders, als der optische Eindruck suggeriert. Obwohl es sich von der Form her um Gemälde handelt, ist nichts in herkömmlicher Weise mit dem Pinsel gemalt. Die technischen Mittel werden quasi „verkehrt“ oder „verfälscht“ eingesetzt. Farbe bedeckt nicht nur den Bildgrund, sondern wird wie ein plastisches Objekt behandelt. Striche und Schraffuren sind nicht gezeichnet, sondern entstehen durch aufs Bild gestreute Haare, die von einem Malerpinsel stammen könnten, aber es handelt sich um die Abfallprodukte der täglichen…