Jens Rönnau
Klaus Kumrow
»Herbst 1995 – eine Gruppenausstellung«
Kunsthalle zu Kiel, 22.10. – 3.12.1995
Die Überraschung der neuen Ausstellung sind die Ölgemälde. Seit knapp zwei Jahren hat der Hamburger Klaus Kumrow sich nun auch diesem Medium zugewandt. Zwar malt er wohl nach wie vor täglich sein Aquarell, allerdings eher als Vorarbeit für Objekte oder als Gedankenskizze. Ein Raum der Ausstellung dokumentiert das. Die Gemälde stammen fast alle aus dem Jahr 1995 und sind auf den ersten Blick rein gestischer Natur: buntfarbig, mit groben Strichlagen und punktuellen Farbaufträgen. Tatsächlich sind die Bilder Ergebnisse längerer Malprozesse. Für jeden Strich, so Kumrow, sei er aus meterweitem Abstand einzeln an die Leinwand herangetreten. Es handelt sich also um keine schnell gemalten, sondern um bedächtig gebaute Bilder. Seine Arbeitsweise am Bild stellt somit eine Parallele zu seinen bekannteren Objektbauten dar: erzählend, spielerisch, ins Phantastische zielend. So scheint auch den Gemälden stets eine Beschäftigung mit konkreten Gegenständen zugrunde zu liegen. Geometrische, architektonische Elemente sind auszumachen, auch Fratzen oder der Ansatz eines Stierkörpers, wie man ihn als Plastik (1988) von Kumrow kennt. Die Bilder tragen meist keine Titel. Eine der Ausnahmen ist “Mickey Mouse” (1995). In groben Strichlagen sind die signifikanten Merkmale der Comic-Figur auszumachen. Titel und Inhalt verweisen auf jenen hintersinnig-spielerischen Ansatz Kumrows, der allerdings am deutlichsten in den Objekten zutage tritt, denen er nach wie vor den Schwerpunkt seiner Arbeit einräumt. “Malerei ist immer”, sagt Kumrow, “wie wenn man redet. – Skulptur ist Arbeit.”
Die Ausstellung verteilt sich auf drei große und zwei kleine Räume sowie die…