Reinhard Ermen
Klang Skulptur
Festival Rümlingen 22. & 23.8.2009
Rümlingen? Seit 1990 findet in diesem blitzsauberen Flecken (369 Einwohner) zwischen Liestal und Olten ein kleines, feines Musikfestival statt. Alles ist hier überschaubar, nicht nur die zwei Tage eines Wochenendes, sondern auch die Zahl der Ereignisse. Eine raumgreifende Uraufführung eröffnete am Samstag um 17.00 Uhr: Bestellt waren nichts weiter als Akkorde, bzw. „Akkordklänge“ die „Im Freien“ durch „Chöre und Instrumentalisten der Region“ zu Gehör kommen. Komponieren leicht gemacht, – nach Maßgabe eines augenzwinkernden Namedropings kommen illustre Namen zusammen. Die „Klang Skulptur“, auf die die Ausgabe 2009 akzentuiert ist, bestreitet den Rest. Der Theoriehunger dieser relativ jungen Disziplin ist groß, ihre möglichen Orte sind (fast) überall. Seit längerer Zeit sucht sie als eigenständige, wie noch zu definierende Gattung ihre Orte in den Zwischenräumen des Betriebs, in eigenen Nischen genauso wie an den Rändern der bedeutenden Festivals Neuer Musik von Witten bis Donaueschingen. Das Schöne an Rümlingen ist die unabgelenkte Konzentration auf vier Positionen, in denen sich die Appelle an Augen und Ohren, die Versuche über das skulpturale Wahrnehmungsvermögen in der Zeit fast schon zu einer kleinen Grundsatzdebatte sortierten.
Die Skulptur, auch oder gerade, wenn sie klingt, hat ihre Aufführungszeiten. 23.08. kurz vor 13.48 Uhr, Warten auf die „Tontalbrücke“. In einem Bogen des 1855/58 für die alte Hauensteinlinie von Sissach nach Läufelingen gebauten Viadukts hat Christoph Rütimann (*1955) drei mächtige Stahlröhrenbündel aufgehängt und darunter seinen Garten installiert. Der Zug nach Liestal eröffnet die Musik, aus den mit Gasdruck bespielten Röhren tönen dumpfe Sirenenlaute, doch die eigentliche…