Martin Roman Deppner
Kitaj, Kiefer
»Surely Germans and Jews have things to say to each other«1
1986 veröffentlichte Andrew Brighton in “Art in America” eine Montage aus seinem Briefwechsel mit R. B. Kitaj, der zu entnehmen ist, wie sehr Kitaj sich durch das Auftreten einer “new German art” herausgefordert fühlt, empfindet er sich doch als jüdischer Künstler. Eine deutsche Kunst mit deutschen Themen und Mythen drängt ihn, darüber nachzudenken, ob nicht – analog zur deutschen Kunst – als eine Art Antwort eine neue “Jewish art” entstehen sollte: “To put it bluntly, the new German art intrigues me, and I answer it as a Jew, in a Jewish art. If the Germans can have an art of some substance after 50 years of nothingness, then their pals the jews can, too, I daresay. We can rake over some of the same rotten earth and see what we find.”2
In den achtziger Jahren nehmen zahlreiche Arbeiten Kitajs unmittelbaren Bezug auf das Verhältnis von Juden und Deutschen. Im Mittelpunkt steht die jüdische Passion zwischen 1940 und 1945. Kitaj sucht nach Formen, die erkennbar jüdischer Identität Ausdruck verleihen. Sein “Jewish Rider” von 1984-85 (Abb. 1) aktualisiert den Topos des “wandernden Juden”. Nicht nur reist der “Jewish Rider” mit dem Zug – Kitaj spielt auf die Funktion der Reichsbahn innerhalb des Vernichtungsapparats an3 – er reist auch in den Farben der deutschesten aller Künste, des Expressionismus.
Das jüdische Motiv amalgamiert er mit der von den Nationalsozialisten als “entartet” eingestuften Kunst, eine plausible Wahl. Die “fremde” Farbe, die in den…