München
Kino der Kunst
Verbotene Schönheit
Hochschule für Film und Fernsehen, City Kinos und Theatiner in München 27.10.– 01.11.2020
von Jolanda Drexler
Punktgenau zum Beginn des zweiten Lockdowns am 2. November endete die vierte Ausgabe des Festivals Kino der Kunst, nachdem sie zuvor wiederholt hatte verschoben werden müssen. Selbstverständlich fand das unter enormem Aufwand gestemmte fünftägige Festival, das kurze und lange Spielfilme ausschließlich von Künstler*innen zeigte, unter strengen Hygienevorschriften statt. Über 40 Filme von Künstler*innen aus knapp 30 Ländern wurden auf großer Leinwand zeitversetzt an drei Spielstätten vorgeführt: Hochschule für Film und Fernsehen, City Kinos und Theatiner, wo den Kinobesucher gelegentlich das Gefühl unheimlicher Einsamkeit beschlich – und selbstverständlich fielen diesmal auch die glamourösen Events aus. Das eindrucksvolle Rahmenprogramm – Artist Talks mit den exquisiten Jury-Mitgliedern, ein hochkarätig besetztes Symposium, das die Digitalisierung im Kunstbetrieb und die Auswirkungen von Covid-19 behandelte, und die Preisverleihung – konnte aber auch im Live Stream verfolgt werden und ist jetzt noch großenteils online abrufbar, ebenso wie zwölf schon vorab sorgfältig konzipierte, erhellende Künstlerinterviews mit aussagekräftigen Filmausschnitten.
Das bemerkenswerte Motto des Festivals lautet „Verbotene Schönheit“, was gerade dem durch pandemische Zwänge ausgehungerten Kulturmenschen besonders verheißungsvoll erscheinen dürfte. Der Begriff Schönheit, schon seit der Antike über Jahrhunderte der entscheidende Parameter in der Kunstdefinition, wurde in dem von zwei Weltkriegen erschütterten 20. Jahrhundert brüchig – Marcel Duchamp sprach von nur retinaler Malerei. Und heute, in unserer krisengeschüttelten Zeit, da dem gesellschaftlichen und politischen Auftrag der Kunst immer mehr Bedeutung zukommt, sind die Adjektive schön oder ästhetisch mit dem Beigeschmack von oberflächlich,…