Doris von Drathen
KIM SOOJA
Im Gespräch
Seit die 1967 in Korea geborene Installations- und Performancekünstlerin vor einigen Jahren ihre Website einrichtete, hat sie auch ihren Vor- und Nachnamen zusammengenäht: Kimsooja, so sagt sie, ist genderlos, statuslos, ohne geographische Identität. Ihre Arbeit ist geprägt von der koreanischen Tradition des Nähens und großen farbigen Tücher, die das Bild einer Kultur bis heute markieren; denn sie dienen als Bettüberwurf und gleichzeitig dazu, Waren zu transportieren, Gepäck für die Reise, oder in jüngster Geschichte, für die Flucht zusammenzubinden, oder auch als hängende Bahre für Kranke und Tote. Bekannt wurde Kimsooja, nach ihrem Studium in Seoul und später Paris, nachdem sie sich in den 90er Jahren in New York niederließ. Ihre erste bahnbrechende Arbeit hieß ‘Bottari’ (1992-98), eine Serie von immer wieder neuen Landschaften von Reisebündeln, die ihr Wiedererkennungszeichen wurden. 1999 beginnt sie ihre große Serie der Needle-Woman. Für diese Performance reist sie in die Metropolen der Welt, sucht sich Stellen, an denen großen Massen von Passanten strömen und stellt sich kerzengerade, als bewegungslose Achse mitten in den Menschenstrom, als ein Pol von Zeitlosigkeit inmitten von vorbeiziehender Geschäftigkeit. An dieser Arbeit interessiert sie die Tuchfühlung mit den Menschen, ein Dialog, der für sie wieder eine Art stoffliches Einwickeln ist. Zu ihren größten Installationen gehört: A Mirror Woman: The Ground of Nowhere (2003), in einem oben offenen Innenraum aus zusammengenähten Stoffbahnen spiegelt sich der Himmel in einem kreisrunden Bodenspiegel. Große Aufmerksamkeit fand ihre Performance Epitaph (2002) : Kimsooja breitet auf einem Friedhof in New York alte, stark…