Remagen
Kiki Smith
Verwobene Welten
Arp Museum Bahnhof Rolandseck 21.04.–20.10.2024
von Martin Seidel
Kiki Smith ist keine Künstlerin, die Angst vor pointierten Bildern und radikalen Bildbotschaften zu Themen wie AIDS oder Abtreibung hat. Gut bekannt aus den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind ihre Darstellungen versehrter Körper und diverser Körpersäfte und -ausscheidungen. Seitdem gibt es bei Smith neue, lyrisch gestimmte Bildwelten, die in Tapisserien, Zeichnungen, Graphiken, Fotografien, Collagen und Plastiken vom kosmischen Miteinander und teils märchenhaften Kohabitationen von Mensch und Tier, Himmel, Erde und Wasser erzählen. Zu ihrem 70. Geburtstag im Januar 2024 hat die Pinakothek der Moderne in München der Künstlerin, der sie eine großzügige Schenkung graphischer Arbeiten verdankt, eine Ausstellung eingerichtet. Auch das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen lässt sich diesen Anlass nicht entgehen und präsentiert in einer von Jutta Mattern, Kuratorin des Museums, und der Künstlerin kompakt arrangierten Schau mehr als fünfzig zwei- und dreidimensionale Werke vorwiegend der letzten Schaffensjahre.
Die auf die drei Räume der Kunstkammer Rau verteilte künstlerische Vielfalt der Motive, des Ausdrucks, der Medien, Materialien und Techniken ist so einzigartig dicht wie deren beziehungsreiches Ne-ben-, Mit- und Gegeneinander, dem die Ausstellung ihr Programm und ihren Titel, Verwobene Welten, verdankt: Alles spiegelt sich in allem, alles gehört zusammen und steht doch auch für sich. Die porzellanweiße Preziose eines aufrecht gehenden Wolfes etwa, der auf seinem Rücken ein nacktes Mädchen trägt, tritt in den Dialog mit der dunkel patinierten Bronzeplastik einer Frau, die in Siegesgeste dem aufgeschlitzten Bauch eines Wolfes entsteigt. Der Wolf ist in Rolandseck als…
