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Ausstellungen: Wiesbaden · von Martin Pesch · S. 390 - 390
Ausstellungen: Wiesbaden , 2000

Martin Pesch
Kevin Clarke

»Der unsichtbare Körper«
Museum Wiesbaden, 24.10.1999 – 27.2.2000

Die inzwischen fast vergessene Diskussion um Peter Sloterdijks Überlegungen zum Stand des Humanismus angesichts der Forschung am Human-Gen machte, was immer man von seinen Ausführungen halten will, schlaglichtartig klar, welche Defizite die gesellschaftliche Verortung eines nicht selten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichteten naturwissenschaftlichen Denkens und Handelns aufweist. Dass man zu ethischen Maßstäben gelangen könnte, die wiederum konkrete Richtlinien vorgäben, gehört inzwischen in von realitätsblinden Optimisten gepflegte Phantasien. Im Alltagsgeschehen verschwindet die Auszeichnungspflicht für gen-manipulierte Lebensmittel genauso im EU-fernen Bürokratienebel, wie die Nachricht, das 21. Chromosom sei nun vollständig entschlüsselt, keine Maus hinter dem Ofen hervorlockt. Es hat sich in beängstigender gesellschaftlicher Breite die Vermutung durchgesetzt, das alles, was mit Gen-Forschung zu tun hat, sich doch nicht mehr aufhalten oder lenken lasse – die identischen Tomaten, die man seit Jahren in den Einkaufswagen legt, sagen es einem unmissverständlich.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Ausstellung “Der unsichtbare Körper” von Kevin Clarke ihre Relevanz. Seine Porträtfotografien stellen die Frage nach der Möglichkeit des Identitätsbegriffs zu einem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte, an dem jedermanns Double mittels der Fertigkeiten der Gen-Ingenieure als Möglichkeit nicht nur erst am Horizont erscheint, sondern schon fest sitzt in unseren Vorstellungen der Zukunft des Menschen.

Die Fotografien von Kevin Clarke, der 1953 in New York geboren wurde und dort lebt, zeigen nicht das, was man gemeinhin von einem Porträt erwartet. Nichts ist in ihnen von den jeweils Porträtierten zu sehen, zumindest nichts von ihrer sichtbaren, körperlichen Erscheinung, also dessen, was auf den ersten Blick…



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