Keith Haring. The alphabet
Der Ausnahmekünstler und seine Semiotik
Albertina Wien 16.03. – 24.06.2018
von Ursula Maria Probst
Wie kaum ein anderer Künstler- abgesehen von Andy Warhol (seinem großen Vorbild), Gustav Klimt oder Leonardo Da Vinci – wurde Keith Haring von der Populärkultur und deren Industrie aufgesogen. Seine Zeichnungen zählen zu den Ikonen der Popkultur. Trotzdem haftet ihm noch immer das Charisma des widerständigen Ausnahmekünstlers an, der die künstlerische Praxis als politischen Akt, als Revolte gegen das Establishment, gegen Gewalt, gegen Homophobie, gegen die Stigmatisierung von Aids-Betroffenen und gegen die Unterdrückung von Minderheiten verstand. Selbst in Moskau stylen sich junge KünstlerInnen, die den urbanen Raum erobern, mit Motiven von Keith Haring.
Unter dem eine Flut von Assoziationsketten auslösenden Titel The Alphabet wird in den Hallen der Albertina Wien großflächig der 60. Geburtstag von Keith Haring (1958 – 1990) begangen. Die KuratorInnen der Ausstellung Dieter Buchhart und Elsy Lahner laden mit 100 vorwiegend aus Privatsammlungen und der Keith Haring Foundation stammenden Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen dazu ein, sich auf die Spuren dessen zu begeben, wie es Keith Haring gelang, sich kritisch mit der Verflechtung von Kapitalismus, Rassismus und Unterdrückung auseinander zu setzen und eine soziale Grenzen sprengende Zeichensprache zu entwickeln. In der Unterteilung der Präsentation ge mäß der Raumabfolge in einzelne Kapitel wie „Frühe Zeichnungen“, „Das Alphabet vor dem Alphabet“, „Mickey Mouse“, „Storyboards“, „Subway-Zeichnungen“, „Matrix“, „Horror vacui“, „Harings Dystopien“, die von didaktischen, teils durch biografische Details aufschlussreichen, teils bloß beschreibenden Texten begleitet werden, gehen die KuratorInnen kulturhistorisch kontextualisierend…