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Ausstellungen: Wien · von Ursula Maria Probst · S. 305 - 307
Ausstellungen: Wien , 2012

Ursula Maria Probst
KEINE ZEIT

»Erschöpftes Selbst / Entgrenztes Können«
21er Haus, 20.9.2012 – 6.1.2013

Die quer durch die Stadt affichierten Werbeplakate zur Ausstellung „Keine Zeit. Busy” sind durch ihren im Stil eines schnell hingeworfenen als handschriftlicher Notiz gestaltetem Layout ein Eyecatcher, und spiegeln pointiert wider, womit wir in unserem Alltag permanent konfrontiert werden: „Habe keine Zeit, muss arbeiten”. „Arbeit” und „Nicht-Arbeit” können heute kaum noch unterschieden werden, leidenschaftliches Engagement mündet zunehmend in Selbstverausgabung. Nach einem Konzept von Cosima Rainer, dessen Ausgangspunkt um die künstlerische Auseinandersetzung mit Burn Out Syndromen kreiste, adaptierte die Kuratorin Bettina Steinbrügge „Keine Zeit. Busy. Erschöpftes Selbst/Entgrenztes Können” durch Vorstellungen gegenwärtiger Arbeitsformen. Der französische Soziologe Alain Ehrenberg formulierte in seiner Studie „Das erschöpfte Selbst” eine plausibel erscheinende These über den Zusammenhang zwischen Burn-out, Depression, Erschöpfung und den Anspruch auf Selbstverwirklichung. Laut seiner These bildet die Veränderung der Wahrnehmung von Individualität einen Ursprung für die Zunahme von Depressionen, die heute die weltweit häufigste psychische Erkrankung ist und den Gebrauch von Psychopharmaka drastisch ansteigen lässt.

Vor einer schnellen Missinterpretation des Titels warnt der Künstler Christoph Meyer, der in seinem Ausstellungsdisplay die Frage nach den performativen und narrativen Potenzialen von Präsentationsformen stellt. Christoph Meyers Displaygestaltung durch rohe Gipskartonplatten und Blechprofilrahmen, die gewöhnlich weiße Wände tragen, korrespondiert mit der modernistischen Glasstahlkonstruktion des Gebäudes, setzt Kontrapunkte, arbeitet mit dessen Widerspenstigkeit und lichtdurchfluteten Raumsituation und zeigt damit gleichzeitig die Spielräume der Displaygestaltung auf.

KünstlerInnen und Kreative nehmen heute eine Vorreiterrolle in der Entwicklung neuer Arbeits- und Lebensmodelle ein, sind geübt im Umgang mit prekären Situationen. In…



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von Ursula Maria Probst

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