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Messen & Märkte · von Jürgen Raap · S. 406 - 407
Messen & Märkte , 2009

Keine Hippiekünstler

Jürgen Raap über die tease art fair 2009

Recht schwach besucht war die Vernissage zur Nebenmesse „tease art fair“, und unter den wenigen Besuchern, die über den abgenutzten Teppichboden des mittlerweile arg muffigen ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Deutschen Bahn defilierten, waren auch kaum bekannte Sammler zu sehen. Neben den Räumlichkeiten, deren marodes Ambiente allenfalls für wilde nonkommerzielle Offkunst-Experimente taugt, war ein undurchdachtes Konzept der Veranstalter zu beklagen: Dem bunten Mix aus Kunst- und Künstlermesse, d.h. wenigen professionellen Galerien, munteren Künstlergruppen und eher drittklassigen lokalen Produzentengalerien als Sammelbecken künstlerischer Luftikusse und Hochstapler fehlte jedenfalls die klare Linie.

Gleichwohl waren die Initiatoren um Ernsthaftigkeit bemüht: als der Performer Felix Kemner die Lounge mit Klebeband umspannte, sorgten sich die Initiatoren um die Seriosität ihrer „tease art fair“. Kemner hatte genau dieselbe Aktion schon Ende der 1960er Jahre zusammen mit Jörg Immendorffs legendärer „Lidl-Gruppe“ und 1970 am Stand des Galeristen Ingo Kümmel auf der Basler Kunstmesse durchgeführt und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als ihn ein Mitglied des Veranstalterteams barsch zurecht wies: „Wir wollen hier keine Hippiekünstler haben“.

Dabei brachten aber gerade Felix Kemmer und die anderen Performer der „Stillstand“-Gruppe etwas Pep in die düstere Foyerhalle. Walter Stehling z.B. machte sich in einem launigen Kabarett-Vortrag über den Einsturz des Historischen Archivs seine Gedanken: „War es nun höhere Gewalt, Korruption oder bautechnischer Schwachsinn?“

Bei aller Sympathie für Alternatives: Die tease art-Macher verpassten leider die Chance, die sich ihnen gerade jetzt angesichts der aktuellen Verkleinerung der Art Cologne bot, nämlich ähnlich wie die im Herbst stattfindende „Art Fair 21“…

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