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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · von Renate Puvogel · S. 434 - 435
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1994

Renate Puvogel
Kein Platz in Bremen

Der Domshof ist ein historischer Platz im Herzen von Bremen, durch Dom und Rathaus vom Marktplatz getrennt. Seine Ausmaße, die leicht abgesenkte Mitte und die uneinheitliche Art der Bebauung rundum lassen das langrechteckige Areal nur gering als einen einheitlichen publikumsfreundlichen Platz werten. Allerdings findet täglich auf dem Domshof der Wochenmarkt statt. Seit 1899 erhob sich an der stadtauswärtsgerichteten Seite als Symbol blühenden Welthandels der bewegte, bronzene Teichmannbrunnen, bis er 1940 eingeschmolzen wurde. Dem allgemeinen Wunsch nach einem Ersatz für diese opulente Zierde folgend, kam es zu einer öffentlichen Ausschreibung für einen neuen Brunnen. Obgleich sich die Jury mehrheitlich gegen einen Entwurf von Waldemar Otto aussprach, ging der Lehrer der Bremer Kunsthochschule als Sieger aus dem Wettbewerb hervor, und inzwischen macht sich sein Neptun-Brunnen, an der gegenüberliegenden Schmalseite des Domshofs installiert, platzgreifend breit. Der bronzene Neptun reckt seinen Dreizack in Richtung Marktplatz und zeigt genauso wie die anderen Figuren und Rösser den Marktbetreibern, Käufern und Passanten seine hohle, durch Stangen behelfsmäßig gestützte Hinterseite entgegen. Der Brunnen ist ein Schandfleck, eine Mißgeburt, weil keine einzige künstlerische Setzung überzeugend getroffen ist: Der Standort ist ebenso falsch gewählt wie die Ausrichtung des Brunnens, die flachen Steinstufen sind naß und nicht zu begehen, die wenigen steinernen Stücke einer Begrenzungsmauer kantig und ohne Sinngebung. Die Figuren aus Bronze sind in einem unerträglichen und zudem in sich unheitlichen Realismus geschaffen, dazu nicht etwa plastisch rundgegossen sondern einansichtig, und zwar ausgerechnet von demjenigen Ende des Platzes aus zu betrachten, der kaum zu begehen…


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