Christian Huther
Kein Interesse an deutscher Geschichte
Ein Wandbild für die Frankfurter Paulskirche
Die Liste der Künstler, die absagten, ist lang; nur vier blieben übrig, wovon einer – Alfred Hrdlicka (natürlich!) – ausschied, weil er sich nicht an die Vorgaben hielt. Dabei ist die Geschichte der Frankfurter Paulskirche rühmenswert. Das 1933 vollendete Denkmal deutscher Demokratie zehrt noch heute von der Zeit zwischen dem 18. Mai 1948 und dem 30. Mai 1849, der verfassunggebenden Nationalversammlung. Seither aber liegt sie im Domröschenschlaf: 1944 stark zerstört, wurde sie 1947/48 wiederaufgebaut, allerdings – auch aus der Not geboren – in einer recht kargen Art.
Überlegungen der letzten Jahre, ob man nicht den alten, bombastisch-repräsentativen Zustand wiederherstellen sollte, zerschlugen sich glücklicherweise, man einigte sich auf eine behutsame Renovierung der Innenarchitektur samt Einbau der neuesten Errungenschaften, was u. a. eine bessere Akustik, wohltönende Glocken samt Orgel, bessere Bestuhlung, durchsichtige statt matte Fenster und Räume für die Ehrengäste zeitigt. So weit, so gut.
Nun wollte man aber nicht gar so schlicht daherkommen. Dafür bot sich die kahle, 33 Meter lange und 3,20 Meter hohe Wand im Innern des Rundbaus an; bei dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg war bereits von einem Fresko die Rede gewesen, was aber seinerzeit am Geld scheiterte. Für eine aufsteigende Kulturmetropole heutzutage kein Problem mehr. Also schrieb man einen Wettbewerb für ein gegenständliches Fresko aus, das “in angemessener Weise den Ideen- und Ereignisgehalt des ‘Vormärz’ und der 48er Bewegung künstlerisch erfaßt.”
Anders als das 123 Meter lange, kürzlich von Werner Tübke vollendete Bauernkriegs-Panorama bei Bad Frankenhausen (DDR) fand…