Sabine Schütz
Kehraus
Abschiedsfest im Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal
Nein – nicht noch ein Museumsneubau, aber immerhin ein rundum – und vor allem »innerlich« – erweiterter und modernisierter Umbau erwartet uns 1989 im bergischen Wuppertal. Solange bleibt das hiesige Von-der-Heydt-Museum, 1902 dank privater Initiativen und Stiftungen von der Stadt gegründet, erst einmal geschlossen. Alles andere als sang- und klanglos verabschiedete es sich am 5. Juli mit einem »festlichen Kehraus« von »allen Interessenten, Liebhabern und Nostalgikern«. Die Kunstsammlung mit ihren großartigen Werken des 19. und 20. Jahrhunderts war allerdings schon vorher ausgezogen, so daß das leergeräumte Haus an diesem Tag ganz der vergänglichen Kunst der Musiker, Schauspieler und Performer gehörte.
Aufgrund seiner äußerst günstigen Lage mitten im Elberfelder Einkaufszentrum profitierte die Veranstaltung vom Hochbetrieb des verkaufsoffenen Samstags, und schon am Nachmittag verirrte sich so mancher Shopper – vielleicht zum ersten Mal im Leben – durch die sperrangelweit geöffneten Glastüren ins Erdgeschoß. Hier konnte sich dann gleich jeder ein buntes Stück vom großen Kunst-Kuchen abschneiden (einer Mauer aus roten Bisquitziegeln und viel Buttercrememörtel); oder an der Theke ein Kölsch trinken gegen den schwülen Tag. Mit Experimentellem, Skurrilem und jeder Menge Töne ging es in den oberen beiden Geschossen weiter. Ein breites Spektrum von Aktionen und »acts« erweckte die etwas maroden Ausstellungsräume zu ungewohntem Leben. Im Vortragssaal beispielsweise gab es »Malerei auf Zeit« von Gisbert Tönnis – praktischerweise direkt auf die Wand aufgetragen: und auch die übrigen Wände füllten sich im Laufe der Festlichkeiten mit allerhand Bildern, Zeichen und Parolen. Oder Polaroids, auf denen der Besucher sein eigenes,…