Paolo Bianchi
Kazuo Katase und Per Barclay
Shedhalle, 29.1.-12.3.1989
Nach einer ersten Ausstellung – unter neuer Leitung – mit zwei Schweizer Künstlern, zeigt die Shedhalle Zürich derzeit eine Doppelausstellung mit Installationen zweier Auswanderer aus ihrer Heimat: Kazuo Katase (Japan), der in Kassel lebt, und Per Barclay (Norwegen), der in Italien wohnt.
Kazuo Katase, 1947 in Shizuoka (Japan) als Sohn eines aus einer alten Bauern- und Fischerfamilie stammenden Arbeiters geboren, hat 1975 den Weg von Ost nach West gefunden. Hierzulande wurde er mit der fundamentalen Verschiedenheit der beiden Kulturkreise konfrontiert. Verständlich, daß nach einer Japan-Reise im Sommer 1978 es zu einer Krise kam und sich fortan die Frage nach der Identität zu einem wichtigen Thema in seinem Schaffen entwickelte. Als Sinnbild für die Suche nach einer gemeinsamen ästhetischen Plattform tritt immer wieder das Motiv der Schale in Erscheinung. Tee-Schale, Grals-Schale, Kelch-Christi? Gewiss ist, daß eine Schale dazu dienen kann, Wasser aufzunehmen. Mit dem Element Wasser assoziiert man Gefühle und Unterbewußtes. Bei Katase ist aber die Schale immer leer, es befindet sich nichts darin. Ein Paradoxon? “Die Patriarchen des Zen haben immer wieder erklärt, zum Erschrecken aller Adepten und Wahrheitssucher: Es gibt absolut nichts, was an heiliger Lehre zu übermitteln wäre. Es gibt nur Leere, es gibt nur Verneinung, absolute, unermessliche Leere”, schreibt Katase-Kenner Klaus Hoffmann 1988 im Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg.
Zen-Buddhismus kennt keine heiligen Bücher, keine dogmatischen Lehrsätze, keine symbolischen Formeln, und sein Grundgegenstand ist einzig und allein das durch äußerste Konzentration angestrebte “Eindringen in die wahre Natur des eigenen Geistes oder…