Claudia Posca
Kawamata – »Bunker«
Kunsthalle Recklinghausen, 7.5. – 20.8.1995
Die Ruhrfestspiele 1995 stehen unter dem Motto Frieden. Sie bieten ein Kulturprogramm, das fünfzig Jahre nach Kriegsende den Frieden bewußt machen und in seiner Bedeutung hervorheben will.
Mit diesem Hintergrund geht der 1953 in Mikasa/Hokkaido geborene Japaner Tadashi Kawamata in seiner im Rahmen der Ruhrfestspiele von der Kunsthalle Recklinghausen präsentierten und eigens für deren Räume konzipierten Rauminstallation »Bunker« auf sensible Art und Weise um. In Auseinandersetzung mit der historischen Funktion der Kunsthalle als Bunker während des zweiten Weltkrieges und den Besonderheiten des Ruhrgebietes als Kohlebergbauregion, hat er über die drei Etagen des Hauses hinweg ein außerordentliches Szenario aus armen Materialien geschaffen. Ähnlich wie in seinem auf der documenta 9 gezeigten Bretterdorf »Peoples Garden« ist Holz das primäre Baumaterial der Installation. Gegenständliche Reminiszenzen, wie sie Jannis Kounellis 1993 in seiner anläßlich der Ruhrfestspiele am gleichen Ort gezeigten Arbeit benutzt hat, sind nicht zu finden. Vorherrschend ist eine elementare Struktur, die klar und eigenständig mit erzählerischen Momenten aufwartet.
Wie in Kassel ist auch in Recklinghausen eine Installation entstanden, die die räumlichen Interventionen nicht nur als Angebot für das Auge, sondern als Aktionsfeld für den Besucher konzipiert. Man soll, ja muß sich mitten in Kawamatas Werk hineinbegeben, um über die eigene Betroffenheit die Bedeutungsdimensionen seiner Installation zu erfahren. Und nicht zuletzt auch, um eher marginale Aspekte wie beispielsweise den Holzgeruch tatsächlich entdecken zu können.
Auf unterster Ebene ist die Einverleibung durchs Kunstwerk nahezu unumgänglich. Um überhaupt zu den oberen Stockwerken gelangen zu können, gibt es einen tunnelartigen Durchgang,…