Kawaii im Superflat Art Movement
Von Annekathrin Kohout
„Wir leben in einem Zeitalter, in dem dein Wert in Zahlen bemessen wird“ – so bricht es aus Natsume Hyakuta heraus. Sie ist eine der Hauptfiguren der 2020 erschienenen japanischen Dramaserie „Followers“, [02] die inmitten der pulsierenden Kunstwelt Tokios der Gegenwart spielt und die dort zu beobachtenden Verstrickungen von Kunst, Mode, Werbung und Sozialen Medien in den Blick nimmt. Regie geführt und am Drehbuch mitgeschrieben hat Mika Ninagawa, die sich in den frühen 2000er Jahren einen Namen als Fotografin gemacht hat. In Fotobüchern wie „Baby Blue Sky“ (1999) oder „Like a Peach“ (2002) hat die Künstlerin einen ebenso sentimental-nostalgischen wie progressiv-futuristischen Stil entwickelt, der nun in „Followers“ fortgeführt wird.
Er zeugt von einer ambivalenten Haltung jener Cuteness gegenüber, die als japanisches „Kawaii“ bekannt ist. Einerseits von der Faszination und Bewunderung, andererseits von dem melancholischen Unbehagen gegenüber dem Niedlichen, Verführerischen, Konsumistischen. Hauptdarstellerinnen sind Limi Nara, eine erfolgreiche Modefotografin, und die junge Nachwuchsschauspielerin Natsume Hyakuta, die an ihrer Erfolglosigkeit leidet, bis Limi eines Tages eine Fotografie von ihr auf Instagram veröffentlicht, sie dadurch zigtausende Follower gewinnt und sich ihr Leben schlagartig ändert. Außerdem gibt es noch Sunny, eine junge Künstlerin, die zunächst ebenfalls mit Misserfolgen zu kämpfen hat, bis sie schließlich ein aufstrebendes Talent wird.
Im Angesicht dieses tröstlichen Niedlichen wird man sich der eigenen Verletzlichkeit und Schwäche bewusst.
Die Serie spielt nicht nur im gegenwärtigen Tokioter Mode- und Kunstbetrieb, sondern ist sogar aus ihm hervorgegangen. Orte, Kunstwerke und Künstler*innen gehen auf reale Vorbilder zurück, auf die Fotografien von…