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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 40 - 44
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
„Kauf dir einen bunten Luftballon …“

Neue deutsche Briefmarken und Märchenhaftes aus den USA
von Michael Hübl

Sie waren – fast – in aller Munde und sind es wieder. Heute im übertragenen Sinn (wenigstens, solange Portoerhöhungen diskutiert werden), früher realiter: Bis die selbstklebende Variante aufkam, mussten Briefmarken auf der Rückseite befeuchtet werden. Die gängigste Methode bestand darin, mit der Zunge über die Gummierung zu lecken, um dann das derart bespeichelte so genannte Postwertzeichen auf einer Karte oder einem Brief zu fixieren. Stärker hygienisch veranlagte Gemüter zogen es vor, einen Finger mit einem Tropfen Wasser zu benetzen oder Schwämmchen zu benutzen. Allerdings nicht solche, wie sie in Postämtern zu finden waren: stark saugfähiges, satt mit Wasser getränktes orangefarbiges Material in grünen Kunststoffschalen, die mit fortschreitendem Gebrauch und bei mangelnder Pflege zu schleimigen Kleintümpeln mutierten.

Bemerkenswert bleibt, welche Bildmotive den postalischen Alltag bestimmen.

Derlei wenig appetitlichen Begleiterscheinungen trugen wohl dazu bei, dass sich mehr und mehr autoadhäsive Marken durchsetzten, zumindest was die Standardausführung angeht. Die sind, wiewohl ökologisch höchst fragwürdig, mittlerweile meist die einzigen Portoprodukte, die Poststellen für ihre Kundschaft bereithalten. Noch vor wenigen Jahren bestand die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Motiven zu wählen – von Städten, die ein Jubiläum feierten, über Sportereignisse, Tiere oder Landschaften bis hin zu Kunstwerken, die Momente der Moderne repräsentieren. Heute ist an den Schaltern der wenigen noch verbliebenen Postämter oder bei den als Nebenerwerb betriebenen Postagenturen gerade mal das Einfachstangebot verfügbar.

Man mag den Wegfall an Auswahloptionen als Einschränkung bedauern oder als Schritt in eine volldigitalisierte Zukunft bejubeln, kann…

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