Ronald Berg
Katharina Meldner
Sinnlichkeit und Un – Sinn
Ist es nicht merkwürdig, so eine Ehrung für das „Lebenswerk“, wenn man mit der Arbeit noch gar nicht fertig ist, ja eigentlich mitten drin steckt? „Ja, schrecklich“, sagt Katharina Meldner im nüchtern-sachlichen Ton der Berlinerin. Rund drei Jahrzehnte hatte Katharina Meldner Zeit für ihr „Lebenswerk“. 2008 ehrte sie das Land Berlin mit dem Hannah-Höch-Preis dafür. Die dazugehörige, Anfang Februar 2009 zu Ende gegangene Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinett war als Ort sicher keine Fehlbesetzung: Katharina Meldner ist Zeichnerin – wenn auch nicht ausschließlich. Ihr letztes Bild malte sie 1978. Danach existiert die Malerei in ihrer Arbeit nicht mehr – trotz ihres Studiums bei so ausgewiesenen Malern wie Heinz Trökes oder Alexander Camaro an der Hochschule der Künste Berlin.
Zeitgleich mit ihrem Abschied von der Malerei entstehen die „Überschreibungen“. Rückblickend ist die Werkgruppe das älteste, was Katharina Meldner in ihrer künstlerischen Vita für erwähnenswert hält. Hier kommt schon vieles zum Tragen, was sich in Katharina Meldners Arbeit durchhalten sollte: zum Beispiel das Arbeiten in Serien. Die Überschreibungen benutzen noch das der Malerei eigene große Format (260 x 160cm) und den Nesselstoff, werden aber nun aber nicht mit Farbe bemalt, sondern mit Text beschrieben – und zwar mit Bleistift. Katharina Meldner wählt Bücher mit naturwissenschaftlichen Themen. Ihr künstlerisches Konzept erklärt sie in einem Katalog zu den Arbeiten – kurz und knapp – selbst am besten: „Ich übertrage den gesamten Text eines Buches, das kosmologisch-physikalische oder evolutionsgeschichtliche Vorgänge beschreibt, handschriftlich auf ein Nesseltuch. Nach Ausfüllung der Tuchfläche schreibe…