Wien
Katharina Grosse
Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden
Albertina 01.11.2023–01.04.2024
von Petra Noll-Hammerstiel
Der surreale und gleichsam lyrisch-„klangvolle“ Titel der Intervention von Katharina Grosse in der Albertina erklärt ihre Malerei nicht, möchte sie gar nicht erklären. Er bringt aber einen inspirierenden Stimulus hinein in die Auseinandersetzung mit der ortsbezogenen, raumgreifenden und farbgewaltigabstrakten Spray-Installation der deutschen, international bekannten Künstlerin, die weltweit outdoor und indoor bereits zahlreiche Architekturen, Räume und Gegenstände be- und übermalt / besprayt hat. In einem etwa 10-tägigen Arbeitsprozess hat Grosse die historische Pfeilerhalle der altehrwürdigen Institution, die immer als Ausstellungsraum dient, sowie zwei Nebenräume bespielt. Die Wände wurden nicht, wie meist bei Grosse, direkt besprüht. Über die Wände wurden lange, in die Horizontale gezogene transparente Kunststofffolien gespannt, besetzt mit hochformatigen Leinwänden – wie eine Art Membran, ein Dazwischen zwischen Wand und Bild. Den dunklen Holzboden bedeckt eine opake weiße Folie; sie ermöglichte es, den Raum vor dem Malprozess in einheitlichem Weiß zu erleben (und eine Schonung des Bodens war sicher nicht ganz unbeabsichtigt).
Mit einer mit Kompressor betriebenen Farbpistole hat Grosse sowohl die Leinwände als auch – weiterführend – die Folien besprayt. Nur relativ wenige Farbsprenkel verflüchtigen sich im meist oberen Wandbereich. Die pulsierenden, linearen Farbstränge und -bündel, die auf der Folie blasser werden, ziehen sich über alle vier Seiten des Raumes ohne eindeutige Fokussierung auf ein Zentrum, ohne lineare Lesbarkeit und mit Unterbrechungen, die durch die Architektur des Raumes, wie Durchgänge, vorbestimmt sind.
Die Sprühtechnik, bei der sich aus winzigen Tropfen bestehende Farbnebel bilden, die nach dem „Schuss“ zunächst im Raum…
