Renate Puvogel
Katharina Fritsch
Rosemarie Trockel
Anna Winteler
Kunsthalle, 11.6.-7.8.1988
Drei Künstlerinnen in der Baseler Kunsthalle – und dennoch hat die Darbietung nichts mit einer Frauenausstellung gemein. Während Jean Christophe Ammann von Anfang an plante, Katharina Fritsch und Rosemarie Trockel gemeinsam vorzustellen, geriet Anna Winteler mit ihrer dreiteiligen Video-Installation im Obergeschoß aus Terminverschiebungen eher zufällig – keineswegs aber widerwillig – hinzu. Die Arbeiten der beiden deutschen Künstlerinnen sind miteinander verzahnt, ohne daß sie sich mischen, dazu ist die Darbietung zu sparsam akzentuiert und das Profil der Künstlerinnen zu markant.
Die 36jährige Künstlerin Rosemarie Trockel artikuliert sich zunehmend präziser, dabei hintergründiger, doppelbödiger. Ihre Figuren- und Kopfplastiken, ihre Vasen von 1982/83 waren variationsreiche, mit den Händen herausgeformte, stark erotische Geburten und Ausgeburten eines weiblichen Gefühls- und Erkenntnisprozesses. Was sie heute präsentiert, tritt entschieden und als kaum noch vom Handwerklichen getragenes Resultat eines Konzeptes zutage. Die
Objekte scheinen leicht verständlich: Gestrickte Pullover, Kleider und Strümpfe, ein Elektroherd, der Unterleibeiner weiblichen Figur, eine Frauenbüste mit zwei Bügeleisen – darin lassen sich weibliche Thematik oder gar Tätigkeitsbereiche der Frau erblicken. Aber wie fügen sich hier gestrickte Bilder, ein hölzernes Gestell mit seltsamen Hängeobjekten, wie eine Vitrine mit Drahtsieben oder gar ein schwarzer Guckkasten mit Auge ein? Eine Serie aufgereihter Schöpfkellen, aus Bronze in Vaginaform gegossen, erheitern und empören gleichzeitig und machen auf Trockels kluges Verfahren, mit Paradoxien zu operieren, aufmerksam. Sinnes- und Geschlechtsorgane werden von ihr als entscheidende Metaphern verwandt. Aber angesichts des Guckkastens (ohne Titel, 1988) erstirbt alle Sinnlichkeit, kein Duchampsches Schlüsselloch befriedigt die Lust, eher schon weist das…