Amine Haase
Kasimir Malewitsch
»Ein neuer Pop-Star?«
Museum Ludwig, Köln, 10.11.1995 – 28.1.1996
Kasimir Malewitsch, 1878 als Sohn polnischer Eltern in Kiew (Ukraine) geboren, 1935 in Leningrad gestorben. Über seinem Totenbett hing ein Selbstporträt in Renaissance-Pose von 1933 und ein schwarzes Quadrat, mit dem er schon vor 1920 die Kunstgeschichte revolutionierte. In dem Spannungsbogen zwischen wirklichkeitsnaher und gegenstandsloser Malerei spielte sich das künstlerische Leben einer Reihe von Malern seiner Zeit ab – allerdings nicht, wie bei Malewitsch, als Wanderung zwischen den beiden, in unserem Kunstverständnis oft zu streng voneinander getrennten, Welten.
Trotz zahlreicher Forschungsansätze und Kommentierungen, muß man wohl weiterhin vorsichtig sein mit Festschreibungen. Warum Malewitsch nach 1927, als er von einem Berlin-Aufenthalt überstürzt nach Leningrad zurückreiste, wieder die erkennbare Wirklichkeit in seine Bilder aufnahm? (In Berlin hinterließ er die “suprematistischen” Bilder, von denen viele heute Glanzstücke des Amsterdamer Stedelijk Museums sind.) Warum er seine Bilder zurückdatierte? Warum er sein Frühwerk fast noch einmal neu malte?
Da all diese Fragen nicht definitiv geklärt sind, ist jede Malewitsch-Ausstellung auch Teil der komplexen Problemstellungen. Und keine noch so umfassende Malewitsch-Schau kommt ohne eine aktuelle Beschreibung des Forschungsstandes aus. Wie sieht das nun bei der mit mehr als 300 Ausstellungsstücken, davon mehr als 200 von Malewitsch, auftrumpfenden Malewitsch-Schau im Kölner Museum Ludwig aus?
Die Kölner Kulturdezernentin Kathinka Diettrich van Weringh formulierte es ganz klar: Die Malewitsch-Schau ist Teil eines Kooperationsvertrages zwischen Köln und Sankt Petersburg. Im vergangenen Sommer hat das Museum Ludwig eine Picasso-Ausstellung nach Sankt Petersburg geschickt (wo 240.000 Besucher sie sahen), und im Gegenzug kamen jetzt…