KARTOFFELN
Am Abend des 28. Oktober 2000 führte Kain Karawahn zusammen mit den Berliner Feuerkünstlern Eddie Egal, Verena Unbehaun, Bastiaan Maris, Logo Lard, Hannes Jung und dem Musiker Rolf Baumgart die Performance “Can Internet Burn?” auf. Auf dem Platz zwischen dem Bonner Kunstmuseum und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland zelebrierte das Ensemble 30 Minuten lang eine Aufführung mit verschiedenen Feuer-Effekten. Anschließend konnte sich das Publikum Kartoffeln aus der Asche klauben, schälen und zusammen mit Butter und Salz verzehren – ein sentimentaler Reflex auf das kindliche “Kartoffelfeuer”. Die warme Asche und das Erdige, das Kartoffeln repräsentieren (in Frankreich heißen diese Ackerknollen auch “pommes de terre” und in Österreich “Erdäpfel”), vermochte eher auf das Untergründig-Archaische der Feuermythen zu verweisen, als wenn stattdessen Grillwürstchen an die Zuschauer verteilt worden wären.
1969 trat die Edition Staeck als Herausgeber einer Arbeit von Sigmar Polke auf: “Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann”. Diese kinetische Skulptur war zuletzt 2000/2001 in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen (“Sigmar Polke, Leidenschaft ist unser Antrieb – Editionen 1963-2000”). Die Essbarkeit der Kartoffel spielt hier keine Rolle, sondern nur ihre Banalität, und die Ironie der Arbeit liegt in der Tatsache, dass Polke die Kartoffel auch begrifflich als solche belässt und nicht etwa zum Modell für einen Planeten erklärt: Wozu sollte wohl eine Kartoffel eine andere umkreisen wollen?
Seit die Kartoffel im 18. Jh. in Europa heimisch geworden war, ist sie vor allem in den Flachlandgebieten nördlich der Mittelgebirge für die ärmeren Bevölkerungsschichten zum Hauptnahrungsmittel geworden. In der Alltagsküche südlich der…