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Ausstellungen: München · von Jolanda Drexler · S. 327 - 329
Ausstellungen: München ,

München
Karrabing Film Collective

Wonderland
Haus der Kunst, LSK-Galerie 27.01.– 30.07.2023

von Jolanda Drexler

Nachdem im vergangenen Documenta-Sommer Künstlerkollektive nicht nur im Kunstdiskurs das beherrschende Thema waren, startet auch der Direktor des Haus der Kunst, Andrea Lissoni, mit einer besonderen Künstler*innengruppe in das neue Programmjahr. Das 2007 gegründete indigene Karrabing Film Collective setzt sich aus knapp 50 Mitgliedern zusammen, die zumeist in der Belyuen-Community im Northern Territory Australiens leben. Alle wichtigen, stets politischen Filme dieses basisorientierten Kollektivs sind in der LSK-Galerie präsentiert – als bewusster Bruch mit der stark belasteten Geschichte des ehemaligen Luftschutzkellers im Haus der Kunst. Karrabing versteht seine demokratisch und gemeinschaftlich entstandenen Arbeiten, die zumeist von 7–35 Mitarbeiter*innen umgesetzt werden, als indigenen Widerstand und Selbstbehauptung. Es setzt sich mit den Folgen der Kolonialisierung auseinander, mit den seiner Meinung nach ebenso rigiden wie widersinnigen Anordnungen der weißen Staatsregierung, die nach Gewinnmaximierung durch Ausbeutung und Verwüstung der Natur trachtet und sich nicht um die alltäglichen Nöte der Ureinwohner schert. „Karrabing“ bedeutet in der Emmiyengal-Sprache „Ebbe“ und „verweist auf eine Form der Kollektivität außerhalb staatlich auferlegter Beschränkungen von Sippengemeinschaft oder Landbesitz“ (Haus der Kunst). Der Kooperative ist es ein Herzensanliegen, den durch die Siedlerherrschaft großenteils verschütteten Zugang zu den Ahnen wiederzufinden: „Willst du die Zukunft kennen, schau, wie du die Ahn*innen in der Gegenwart behandelst. Wir selbst hoffen die Ahn*innen von morgen zu sein.“ So ernst und dringlich der Inhalt dieser Manifeste auch sein mag, so überraschend ist doch die sehr lebendige und erfinderische Filmsprache (z. B. Überblendung, Montage, Sound) sowie die stets…

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