Karola Kraus
Direktorin des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Karola Kraus: Am Beginn des 21. Jahrhunderts kann die Frage nach dem Medium nicht mehr die Entscheidende sein. Mein Ziel war und ist es, KünstlerInnen zu protegieren, deren Arbeiten die Ansätze und das Denken über die Kunst maßgeblich veränderten. So wie die Möglichkeiten der Malerei immer wieder neu ausgelotet wurden, so wurde auch der Skulpturenbegriff stetig hinterfragt und erneuert. Marcel Duchamps Ready-mades stellten den gängigen Kunstbegriff radikal in Frage. Die 1960er-Jahre stehen exemplarisch für einen erweiterten Kunstbegriff, der die gängigen Formen der Komposition und Gestaltung zugunsten von Zufallsparametern und betont alltäglichen Materialien aufgegeben hat. Anstatt in sich geschlossene, plastische, autonome Gebilde von Hand zu meißeln, zu schnitzen oder zu schweißen, gingen die Bemühungen der Minimal Art dahin, mit einem von allem Dekor gereinigten, variablen System und mit primären Strukturen Beziehungen und Wirkungen zwischen Objekt, Raum und Betrachter zu ergründen.
Sabine B. Vogel: Auf Kunstmessen waren zeitgenössische Skulpturen lange Zeit kaum zu sehen und in den Sammlungen der Museen wird auch deutlich mehr Malerei präsentiert – warum?
Vom kommerziellen Aspekt her gesehen hatte und hat die Skulptur auf dem Kunstmarkt gegenüber der Malerei oder der Fotografie einen schweren Standpunkt. Sie ist oft sperrig und benötigt mehr Raum und auch mehr Lagerfläche. Das Platzproblem ist ein generelles Sorgenkind von Museen. Für das mumok ist es sehr schwierig, unter den existierenden räumlichen Gegebenheiten eine angemessene Präsentation zu gewährleisten. Auch was die räumliche Kapazität unserer Lagerhallen anbelangt, stoßen wir an Grenzen, aber dennoch sehen wir es als eines…