Marius Babias
Karl-Heinz Eckert
Galerie Zwinger, 20.5.-17.6.1989
Von einem einjährigen Aufenthalt in New York zurückgekehrt, wo er das PS-1-Stipendium des DAAD bzw. des Berliner Senats absolvierte, stellt Karl-Heinz Eckert nun in der Galerie Zwinger einen neuen, stärker als früher auf Verführung und Verführbarkeit hinzielenden Werkkomplex vor, ohne allerdings an konzeptioneller Genauigkeit Mangel zu leiden, was die vom Kunstwerk ausgehende sinnliche Verführung einerseits und die vom Betrachter kommende Analyse der Verführbarkeit andererseits nicht voneinander scheidet, sondern als Beleg für die Tatsache, daß Kunst Fetisch und zugleich Konsumartikel ist, zusammenführt.
Fünf nach dem Prinzip von Diakästen selbstgebaute Wandobjekte beherbergen jeweils ein Großbilddia, das von einer 15-Watt-Birne angestrahlt wird. Der Galerieraum ist abgedunkelt, damit die Motive, gefundene oder selbstgeknipste Aufnahmen, eine intensivere farbliche Qualität entfalten können. Die vor den Kästen montierte Fresnellinse vergrößert nicht nur das Motiv, sie verstärkt die sinnliche Ausstrahlung insgesamt und erzeugt, gewissermaßen als Metapher für die analytische Disposition des Betrachters, die optische Täuschung einer perspektivischen Verengung, tatsächlich aber sind die Kästen rechteckig gebaut. Die Motive selbst, eine Harfe spielende Dame in leuchtend rotem Abendkleid, als All-over strukturierte Aufnahmen von Blumen, ein Saphirring, sind einerseits Träger und Potential sinnlicher Qualität und andererseits Akklamation einer voyeuristischen Erheischung. Eckert hat bewußt auf allzu durchkomponierte Motive verzichtet, denn sie würden das intendierte Spiel von Genuß, Konsum und Analyse der Verführung behindern und das Kunstwerk als Erschaffung von Fetischen definieren. Indem Eckert eine poröse und für Interpretationen offene Motivik vorzieht, so daß, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, immer neue Details entdeckt und in ihrer formalen Präsenz und bildhaften…