Matthias Reichelt
Karin Sander
»Die Perforation einer Kunstinstitution«
n.b.k., Berlin, 5.3. – 1.5.2011
Sollten sich Besucher unvorbereitet dem n.b.k. in der letzten Stunde der Öffnungszeit bei Dunkelheit nähern, so könnte bei ihnen der Eindruck entstehen, dass der Ausstellungsraum gerade gesäubert und für den nächsten Aufbau vorbereitet wird. Durch die Scheiben werden sie mehrerer Haufen mit zerknülltem Papier, Prospekten, Schnipsel und Briefen gewahr. Sie sind wie bei einem Kehraus an fünf Orten des Ausstellungsraumes für die Entsorgung locker zusammengeschoben. Ansonsten regiert die Leere in dem beleuchteten white cube. Mit wenigen Schritten sind die „Installationen“ abgeschritten. Optisch ist die Ausstellung schnell erfasst, aber plötzlich fliegt ein zerknülltes Papier von der Decke auf einen der Haufen. Erstaunt entdeckt der Besucher über jedem dieser Haufen ein kreisrundes Loch, durch das leise Gesprächsfetzen und Töne dringen. Karin Sander hat für ihre Einzelausstellung im n.b.k. ein gleichwohl eigenwilliges wie auch minimalistisches Konzept realisiert. Direkt über dem Ausstellungsraum im ersten Stock residiert das Team des Kunstvereins in seinen Büros samt weiterem Schauraum nebst Video- und Artothek. Auf dieser Etage wird das Programm des Kunstvereins vorbereitet und verwaltet. In den fünf Arbeitszonen von Direktor, Geschäftsführung, Artothek und Kommunikation, Technik sowie neben dem Bürokopierer ließ Karin Sander Kernbohrungen mit einem Durchmesser von jeweils 30 cm genau dort vornehmen, wo sonst Papierkörbe stehen.
Der Eingriff ist beachtlich und bedeutet – so Marius Babias, der künstlerische Leiter des n.b.k. – nach Auskunft der Statiker eine Verminderung von 8% der Tragfähigkeit des Bodens. Die Bohrkerne sind im Direktionszimmer zu sehen. Die entstandenen Löcher wurden durch…