Karin Sander
Unendliches Potential
Von Sabine Elsa Müller
Während anderswo Materialschlachten geschlagen werden, kommt Karin Sander mit sehr wenig zurecht. Manche ihrer Ausstellungen wirken wie leergefegt. Wenn z.B. anstelle der Exponate nur die Namen der eingeladenen Künstler an den Wänden befestigt sind. Über die dazugehörigen Nummern lassen sich per Audioguide kurze Textbeiträge der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler zu ihren eigenen Werken abhören. Dabei ermöglicht das akustische Medium eine viel umfassendere Präsentation, als es die Kapazität der Ausstellungsfläche bei einer herkömmlichen Ausstellung erlauben würde. In der Temporären Kunsthalle in Berlin waren es Arbeitsgeräusche, Beschreibungen und andere akustische Übersetzungen der visuellen Arbeiten von 566 vor Ort lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Die Vielfalt akustischer Statements schuf einen imaginären Raum, der sich in die Stadt hinein ausweitete.
Sehen und gesehen werden
Karin Sander, 1957 in Bensberg geboren und im schwäbischen Metzingen aufgewachsen, beherrscht die knappe Geste poetischer Reduktion. Bei ihr steckt selbst der kahle Raum noch voller Möglichkeiten. Ihren Audiotouren vorausgegangen war das Internetprojekt „Telling a work of Art“ (2003/04), bei dem sie Künstlerkollegen aufforderte, per E-Mail ein Werk eines anderen Künstlers zu beschreiben, das für ihre Arbeit wichtig ist. Unter dem Titel “Zeigen. Eine Audiotour von Karin Sander” wandert die akustische Version 2005 in die Stuttgarter Galerie Mueller-Roth und von dort aus in zahlreiche Museen (2006 Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2007 Museum Abteiberg Mönchengladbach, 2009 Temporäre Kunsthalle Berlin, 2012 Kunsthalle Karlsruhe, 2013 Nikolaj Kunsthal Kopenhagen). „Zeigen“ bietet den Besuchern nicht nur eine andere Art des Kunsterlebens, das die Aufmerksamkeit vom Sehen auf das Hören verlagert und damit en…