Sabine Elsa Müller
Karin Kneffel
»Fallstudien«
Käthe Kollwitz Museum Köln, 16.1. – 19.4.2015
Kunsthalle Bremerhaven, 10.5. – 21.6.2015
Man kann es gar nicht glauben, dass dies die erste Kneffel-Ausstellung sein soll, die nur den Papierarbeiten gewidmet ist. Gehört doch das Aquarell – und um Aquarelle handelt es sich in der überwiegenden Mehrzahl der insgesamt 117 Exponate – seit den frühen 90er Jahren zum festen Repertoire der 1957 in Marl geborenen Künstlerin. Woher rührt also die selbst auferlegte Zurückhaltung in Hinsicht auf eine breite öffentliche Präsentation? Angesichts dieser stupenden Komplexität auf kleinstem Raum verblüfft Karin Kneffels eigene Einschätzung ihrer Aquarelle als tagebuchartige Studien. Sie nütze die Arbeit mit Wasserfarbe auf Papier um künstlerische Fragestellungen, neue Ideen und Motive zu studieren, bevor sie in Öl auf Leinwand monumentale Formen annehmen. Dabei haben sie aber nichts Vorläufiges in der Art von Vorstudien an sich, sondern zeigen dieselbe Vertiefung in den Gegenstand wie ihre großen Ölbilder. Es ist die dieselbe Hingabe, gleichsam eingedampft und konzentriert auf das Bildgeviert en miniature.
„Fallstudien“ nennt sich die Ausstellung, ein Titel, der wie ein durchgängiges Motto wunderbar den doppelbödigen Charakter der Arbeiten von Karin Kneffel beschreibt. Einerseits lesen sich die Folgen und Werkgruppen wie malerische Exerzitien an jedem einzelnen Blatt, andererseits hebt der konkrete Bezug auf einen slapstickartigen Sturz aus dem Film „Mein Freund Harvey“ so viel Bedeutungsschwere gleich wieder aus den Angeln. In einer Folge von fünfzehn 2014 entstandenen Blättern geht Kneffel dem Phänomen des Fallens nach, ausgelöst durch eine arglose Putzfrau, die beim Putzen den Fußboden unter Wasser setzt und…