Stephan Schmidt-wulffen
Kampfplatz Bild
Ist das wachsende Interesse an der bildenden Kunst, vor allem aber an der Malerei, zu erklären durch den Wandel von einer Kultur des Wortes zu einer des Bildes? – Solche Meinung trägt sich gut jedenfalls, macht was her und ist dennoch falsch. Wenn es einen kulturellen Wandel gibt, dann werden seine Symptome auch in den Bildern der Künstler zu finden sein. Der Gang durch Galerien und Museen verrät, daß sieh ein neuer Typus künstlerischer Darstellung bildet: Bild ist nicht gleich Bild.
Um die Sache nicht zu komplizieren, hier die These: Das Bild, wie es die Tradition der Moderne entwickelt hat, ist nur oberflächlich betrachtet ein visuelles Phänomen. Tatsächlich gehört es durch seine gedankliche Komplexität in eine Kultur des Wortes. Aber unter dem Einfluß der Massenmedien, die uns täglich mit ganz anderen Impressionen abfüttern, schwindet die Aufnahmefähigkeit für seine typische, ‘literarische’ Vielschichtigkeit. Der einsilbige Blick, trainiert an der ‘Schwarzwaldklinik’, an ‘Schappi’ und am Tor des Monats’, bleibt immer häufiger an der Oberfläche auch künstlerischer Werke haften. Die Bilderflut von Fernsehen und Illustrierten konditioniert das Auge auf »Flachware«, die Aufnahmeinstrumente verlieren ihre Tiefenschärfe. So mancher Produzent, des Elitären überdrüssig, hat seine Leinwand in den frischen Wind gehängt und auf neue Fans gehofft. Der Handel witterte die Hausse. Wer widerstehen wollte, fand sich in Quarantäne und füllte um so hartnäckiger die Blätter mit Bedeutung. Mit einem Wort: Das Bild ist augenblicklich zum Kampfplatz zweier Kulturen geworden.
Was hat es auf sich mit der Vieldeutigkeit des traditionellen Bildes? Heute darf man schon wieder…