Renate Roos
Kai Althoff
Ein noch zu weiches Gewese der »Urian-Bündner«
Galerie Christian Nagel, Köln, 5.11. – 18.12.1999
Sie frönen einer Art Teufelskult, sind unsterblich und hausen in unterirdischen Betonkatakomben, deren Wände mit Teppichboden ausgekleidet sind; die “Urian-Bündner”, eine Sekte und Männerbande, die tief unter der Erde nach alternativen Lebenskonzepten sucht – und scheitert. Das Zusammenleben eskaliert. Aggression und Desillusion sorgen für einen zunehmenden psychischen wie physischen Verfall, der infolge ihrer Unsterblichkeit fatale Auswirkungen zeigt. Von Zeit zu Zeit flackern Erinnerungen an ihr Leben außerhalb der Sekte auf. Dann denken sie sehnsüchtig an die Zeit ihrer Kindheit zurück, an die Geborgenheit in ihrer Familie. Einziger Lichtblick bildet eine Prophezeiung, in der eine Rettung durch Engel angekündigt wird.
Das phantastische Märchen mit dem Titel “Ein noch zu weiches Gewese der “Urian-Bündner” visualisiert Kai Althoff in der Galerie Christian Nagel in Form einer Installation. Fotosequenzen entwerfen ein Szenario der Zeit vor dem Eintritt in die Sekte. Vom Leben in der Sekte erzählen farbintensive Gouachen. Dazwischen bevölkern ominöse Teppichskulpturen die Räume der Galerie.
Auch der Galerist wird zum Mitgestalter der Ausstellung. Er übernimmt die Rolle des Erzählers, informiert über Hintergründe der Installation und kündigt ein Buch an, in dem die Geschichte zu einem Ende geführt wird. Dann erst wird der Besucher erfahren, ob und wie die “Urian-Bündner” gerettet werden.
Bereits in einer früheren Ausstellung: “Bezirk der Widerrede” in der Galerie Daniel Buchholz in Köln, setzt Kai Althoff die Figur eines Erzählers als Initiator einer Geschichte ein, der wie ein Puppenspieler, die Ausstellungsstücke durch die Phantasie des Besuchers tanzen…