Kahlil Joseph: Shadow Play
New Museum 27.09.2017 – 07.01.2018
von Anneli Botz
Dem New Museum stehen insgesamt sechs Stockwerke an Ausstellungsfläche im Stadtteil SoHo zur Verfügung. Lässt man diese aber links liegen und begibt sich in einen vom primären Ausstellungsbetrieb abgelegenen Hinterraum, umfängt den Besucher erst totale Dunkelheit, dann eine Mischung aus Bild und raumgreifendem Sound. Mit seinem einprägsamen Kurzfilm „Shadow Play“ erreicht Filmemacher Kahlil Joseph, geb. 1981, den Zuschauer mit geballter Poesie. Wie Traumsequenzen führen die Bilder in ihrer zusammenhängenden Zusammenhanglosigkeit nach Harlem, in das Epizentrum schwarzer Kultur in New York, und – vor allem – zum Jazz. Die Narration des Films funktioniert über Dekonstruktion, über verschiedene Schichten, wechselnde Perspektiven, dem Wandel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß Aufnahmen, den Ausschnitten eines auf dem Dachboden tanzenden Jazzmusikers, persönlichen Familienseqzenzen, Straßenaufnahmen, Literaturverweisen, Musik. Der komplexe Sound wirkt wie das nötige Gegenstück zum Bewegtbild, er trägt das visuelle, und zwar ergreifend laut. „Kahlil Joseph: Shadow Play“ ist ein Film, der unmittelbar Atmosphäre schafft. Er zeichnet eine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Harlem, in dem er die dortige Leidenschaft für Jazz, für den musikalischen Ausdruck einer Gesellschaft, verbunden mit ihren Gedanken, Sorgen und Freuden, in den Vordergrund rückt. Die Präsentation im New Museum auf der Bowery ist die erste New Yorker Einzelschau des in Los Angeles lebenden Künstlers.