Petra Noll
Kabel und Kunst – connected
»Connecting Sound Etc. Cable Works, Cable Sounds, Cables Everywhere«
freiraum quartier21 / MuseumsQuartier Wien, 5.6.–24.8.2014
Kein Tag ohne Kabel – und doch wird es gern mit Gaffer Tape weggeklebt, verschwindet unter Putz und in der Erde oder wird unter den Teppich geschoben. Nun avancierte es über seine Funktionalität hinaus zu einem Reflexionsmedium mit hohem assoziativen, metaphorischen und ästhetischen Potential. Das Kabel wurde erstmals Protagonist einer ebenso ambitionierten wie gut recherchierten Schau mit über 50 internationalen KünstlerInnen, die sich dem Leiter für Energie (respektive Elektrizität) oder Information (respektive Daten) auf kritische, nicht selten ironische und dadaistische Weise widmeten. Das Plakat mit der kabelgestrickten Hose von Tim Hawkinson gab sich da eher als Eyecatcher denn als Conclusio der Schau. Kurator und Soundexperte Georg Weckwerth lieferte mit der multimedialen, interdisziplinären Ausstellung – mit umfangreichem Begleitprogramm, Satelliten-Kunststationen und einem Artist-in-Residence-Programm – einen zentralen Beitrag zum „MQ Summer of Sounds“.
Für die aktuelle Zeit hatte Weckwerth eine zunehmende Wertschätzung des Kabels als künstlerisches Medium ausgemacht. Mit Arbeiten aus den letzten Jahren richtete die Ausstellung ihren Blick prinzipiell nach vorn, inkludiert war dennoch ein Blick zurück in die 1960er–1990 Jahre mit unter anderem „kabelbasierten“ Werken der österreichischen Aktions-Klassiker Rudolf Schwarzkogler, VALIE EXPORT und Peter Weibel aus den 1960er-Jahren. 1969 entwarf Günther Kieser das berühmte „Jimi Hendrix Experience“-Konzertposter mit dem Musiker als Kabel-Medusa; fünf Jahre später setzte William Eggleston sein Farbfoto „Red Ceiling“ mit einer nüchternen, verkabelten Glühbirne radikal auf das Cover der Platte „Radio City“ der Rock-Gruppe Big Star. Auch Timm Ulrichs…