Martin Blättner
K. R. H. Sonderborg
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 10.2. – 14.3.1993
Mit fast ungezähmter Naturgewalt oder – vom Vergleich her zutreffender – mit der entfesselten Kraft hochtourig getriebener Motoren vollzieht sich in der Regel der dramatische Malakt von K. R. H. Sonderborg – eine (zumindest künstlerisch) riskante Gratwanderung zwischen ungesicherten Energieentladungen, bei der es – so der Akteur dieses Parforceritts – beinahe um “Leben und Tod” geht. Man mag derart drastisch formulierten Statements Glauben schenken oder nicht – gewiß ist ein derart eng an die Spontaneität und Erregung psychomotorischer Handlungsabläufe gekoppelter Prozeß ein riskanter Vorgang, da Korrekturen nicht möglich sind und das Resultat von einem nahezu blinden Automatismus der Selbstkritik standhalten muß. Weil die Versöhnungsgeste nicht garantiert wird, ist eine solche Aktion möglicherweise doch “fast eine kriminelle Handlung”. Der unwiderrufliche Vollzug der Niederschrift setzt nicht nur einen ungebremsten Willen zur Bildfindung, sondern wohl auch das Urvertrauen zur tiefenpsychologischen Selbstenblößung voraus. Der innere Tiger darf und muß aus dem Tank der letzten Energiereserven geholt werden – noch besser freilich, wenn der Dompteur des Unbewußten zur rechten Zeit mit der Peitsche knallt und den Kopf wieder aus dem Rachen zieht, wenn es angesagt ist. Der “Schwindel” – den Sonderborg in solchen Momenten der kritischen Entscheidungsfindung erfaßt, wenn er den Abstieg in Edgar Allan Poes trichterförmigen “Maelström”-Strudel wagt und wieder auftaucht – spricht für lustvolle Leidenschaft, birgt allerdings stets die Gefahr einer ernüchternden Desillusionierung.
Inzwischen wissen wir: Sonderborg alias Kurt Rudolf Hoffmann ist aus den tachistischen Abenteuern des Informel stets als Sieger hervorgegangen. Bis zur…