K. H. Ströhle
geb. 1957 in Bregenz, lebt in Wien
Zwischen Phasen zäher Denkbewegung und der Ideenflut entsteht ein Spannungsfeld. Diese Reibung ist für meine Arbeit sehr entscheidend. Die Zeichnung erschien mir in den letzten 2 Jahren das geeignete Medium, mich auf diesen Konflikt einzulassen. Der Gedanke, eine Idee möglichst direkt umzusetzen, eine Beschleunigung nicht abbrechen zu lassen, war mir dabei sehr wichtig.
Der fragmentarische Charakter meiner Arbeit entwickelte sich allmählich aus einer Haltung des Mißtrauens gegenüber der Sprache und dem Bild im allgemeinen. Eine Art Alphabet aus einer individuellen Formensprache, die sehr ambivalent ist, deutet die Richtung an, in der ich mich nun vorwärts bewege. Viele Fragmente aneinandergereiht können einen Strang ergeben. Die Illusion zu haben, daß da etwas kommt, daß diese Teile einmal ein Netz ergeben, nehme ich für mich in Anspruch.
Karl-Heinz Ströhle, 1986
… Die Thematik der einfachen »Kreatürlichkeit«, die bei Ströhle oft an den Erotizismus der Transavantgarde erinnert, ist in den kleinen Kartonbildern und Zeichnungen auf die abstrakte Gegenüberstellung von organischen Körperfragmenten und kristallinen, manchmal gefäßförmigen Kürzeln konzentriert. Stürzende Raumhorizonte, die mit einfachen Strichen angedeutet werden, bilden die Bühne für diese abstrakten graphischen Szenarios. Quasi als Vermittlung zu den erzählerisch-figurativen Großformaten von früher zeigt Ströhle ein Kartonbild, in dem klar lesbare Pferdeköpfe und schon abstrakte Gestaltpotenzen gleichermaßen vorkommen. Was dort an einfacher Kreatürlichkeit noch körperlich identifizierbar ist, funktioniert nunmehr auch auf der reduzierten Ebene zeichenhafter Kürzel, die noch hie und da figurative Gestaltambitionen erkennen lassen.
Markus Brüderlin, 1985