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Zeichnen zur Zeit · von Reinhard Ermen · S. 202 - 205
Zeichnen zur Zeit , 2018

Jürgen Klauke

Alle, – fast alle Zeichnungen sind Körperbilder. Das Ich, das sich in Ihnen ausdrückt, findet hier sein Repertoire, angefangen bei den fließenden Begegnungen von Männlich & Weiblich. Im Gegensatz zu den Fotographien, erscheint der Mensch hier meistens unbekleidet. Das verleiht den Zeichnungen von Jürgen Klauke eine grundsätzliche Seinsweise, ja einen fast schon klassizistischen Modus, der die abenteuerlichen Szenerien seiner Fotoarbeiten durch die Eiseskälte einer gnadenlosen Lineatur noch mal anspitzt. Das sind zwei Seiten einer Arbeit, ikonographisch herrscht zwischen beiden Sektionen, um es ganz bewusst bürokratisch zu sagen, ein Geben und Nehmen. Die Freiheit des Zeichners ist dabei riesig. Das liegt in der Natur der Sache. Die Linien verlaufen sich gelegentlich zu geschlechtsneutralen Organismen, zu kopflosen Wechselbälgern, die selbstverliebt ihre schönen Kurven feiern oder die verführerischen Ein- und Ausgänge vorzeigen. Partiell erscheint das wie eine Formfindung in statu nascendi, der umgeleitete menschliche Körperfluss mutet dann schon mal an wie ein trotziges Hybrid oder ein selbstständiges, rundum glückliches Zeugungsorgan, das sich eben freigeschwommen hat. Manchmal macht Klauke auch einen Schnitt und heraus kommt ein Torso, der als Produkt einer aufmüpfigen Anschauung antike Assoziationen in einer aktuellen Variante reaktiviert. Bei aller Freiheit, die sich der erregte Phantast gestattet, – es herrscht eine ordnende Disziplin, eine darstellerische Genauigkeit. Teil der oben angedeuteten Grundsätzlichkeit ist auch eine luzide Bilderlust, die beispielsweise Schwarz-Weiß-Kontraste virtuos durchspielt. Merkmal aller Zeichnungen ist eine stets mitlaufende Meisterlichkeit. Jürgen Klauke versteht sein ‚Handwerk‘, er selbst wäre wohl der letzte, der das verleugnet.

Der Mann hat eine schöne, charakterstarke Schrift. Die Buchstaben…

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